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Ein Kurztrip nach Taiwan
Formosa – „Schönes Land“ - haben die Portugiesen dieses Eiland genannt, nachdem ihre Schiffe erstmals diese Insel im Chinesischen Meer erreicht hatten. Als ich von meinen Reiseplänen berichtete, verstanden die meisten erst einmal Thailand. Ein Zeichen dafür, dass im fernen Europa im Allgemeinen von dem „anderen China“ nicht viel bekannt ist. Erste Recherchen ergaben: Eine Insel, die ungefähr so groß ist wie Baden-Württemberg, aber von 23 Millionen Menschen bewohnt wird. Das sind 647 Menschen pro Quadratkilometer, also doppelt so viele wie in Deutschland. Wenn man dann noch bedenkt, dass 97 % der Bevölkerung auf 30 % der Fläche wohnen, dann wird es in den Siedlungsflächen ganz schön eng.
Wir sehen dass dann auch, als uns ein Bus ins Zentrum Taipeis bringt. Ein Großteil des motorisierten Verkehrs findet mit Motorollern statt, die auch im Ruhestand wenig Platz einnehmen. Die ganze Infrastruktur ist darauf eingestellt. Überall sehen wir separate Spuren, die für Motorroller aber auch für Fahrräder reserviert sind.
An den Kreuzungen sammeln sich bei Rot unmittelbar vor der Ampeln ein großer Pulk der motorisierten Zweiradfahrer. Schaltet die Ampel auf Grün, brausen sie los wie ein Schwarm aufgescheuchter Hornissen. Es wird links und rechts überholt, und jeder möchte sich in eine gute Position bringen.
Fahrradfahrer im normalen Straßenverkehr sind in Taipei eher die Ausnahme. Wie man hier Rad fährt, erleben wir am späten Nachmittag. Ein Radweg zu beiden Seiten des breiten Flusses Tanshui Kang lässt uns erstmals in die Pedale treten. Nach knappen 20 km haben wir das Ziel erreicht. Am nächsten Tag wird unser Radeltrip noch kürzer. Auf einem alten Bahndamm empfängt uns eine super ausgebaute Piste. Da der Himmel voller undichter Wolken hängt, sind wir froh, dass die Trasse bald in einem Tunnel verschwindet. Der ist einfach gigantisch: In die superglatte Oberfläche hat man sogar das Design von Eisenbahnschienen eingearbeitet! Als wir nach ca. 2 km am Ende angekommen sind, hat weder der Regen nachgelassen noch geht der Weg hier weiter. Von einem Aussichtsturm können die verregnete Landschaft bewundern, aber dann müssen wir auf dem gleichen Weg zurück.
Den Ausflug in die Taroko-Schlucht erleben wir aus der Busperspektive. Angesichts des Wetters ist das nicht unbedingt das Schlechteste. Einen beeindruckenden Canyon hat der Fluß Liwu in den Marmor gewaschen. Als man zwischen 1960 und 1964 daran ging, mit immensem Aufwand hier eine Straße quer durch das Gebirge zur Westküste in den Fels zu hauen, wurden gewaltige Marmorvorkommen entdeckt. Eigentlich wollte man diese versilbern. Zum Glück wurde aber das gesamte Gebiet unter Naturschütz gestellt, so dass wir uns heute noch an der Schönheit der Marmorschlucht erfreuen können. Am Abend erreichten wir eine idyllische, von Ureinwohnern betriebene „Feriensiedlung“ mitten in den Bergen. Zum Abschluss des Tages trägt uns die gesamte Belegschaft ein Folkloreprogramm mit traditionellen Tänzen vor.
Let´s Bike Taiwan heißt das Großevent, zu dem Radfahrer aus (fast) aller Welt in dieser Woche nach Taiwan eingeladen sind. Eine ADFC-Delegation aus Germany darf da natürlich nicht fehlen! Im schicken, gelben Einheitslook nehmen wir ein Stück eines neuen Radwegs unter die Reifen. Lang ist die Strecke wieder nicht, aber zum ersten Mal in meinem Leben rollt mein Reifen streckenweise über einen marmorbelegten Radweg!
Die Fortsetzung der Veranstaltung findet abends im Hotel statt. Mit Büfett und großer Tombola klingt dann der Abend aus, und wir können den glücklichen Gewinner des Hauptpreises, eines GIANT-Faltrades in unseren Reihen feiern.
Ende September ist die Taifunsaison in Taiwan noch nicht vorbei. Wir haben das in den letzten Tagen gemerkt, denn das Regenwetter war der Ausläufer eines dieser tropischen Stürme. Aber heute scheint die Sonne!
Mit Wonne stürze ich mich in das Wasser. Noch vor dem Frühstück ist der herrliche Swimmingpool angesagt.
Mittlerweile im Süden der Insel angekommen, haben wir den Übergang vom subtropischen zum tropischen Teil der Insel vollzogen. Drei Reisernten fährt man hier im Jahr ein, so dass Taiwan sich locker selbst versorgen kann.
Manchen mag die Vorstellung, jedes Reiskörnchen einzeln mit Stäbchen in den Mund zu balancieren, Schweißperlen auf die Stirn treiben. Und man kann sicher sein, Essstäbchen sind hier selbstverständlich und auch die Nudelsuppe wird damit gegessen. Aber man muss als Europäer hier nicht verhungern. Es gibt Klebreis, den man auch mit wenig Übung in großen Brocken mit den Stäbchen greifen kann. Die flüssigen Bestandteile der Suppe kann man getrost aus der Schale trinken.
Unsere letzte Fahrradtour führt über eine neu angelegte Strecke rund um Guanshan. Der fast 20 km lange Rundkurs wurde extra zur Förderung des Radtourismus angelegt. Der super ausgebaute zweispurige Radweg ist meistens von Palmen gesäumt, und Rastplätze aus Marmor laden zum Verweilen ein.
Jetzt während der Woche sind wir die Einzigen, die hier fahren. Aber eine Vielzahl von Fahrradvermietungsbetrieben, die jeweils locker ein paar hundert Fahrräder im Angebot haben, lassen hier ein tüchtiges Gedrängel erwarten, wenn die Nachfrage richtig groß ist. Dass der Weg mautpflichtig ist, scheint keinen zu stören.
Am letzten Tag kommt noch einmal Hektik auf. Rückflug vom Süden der Insel nach Taipei. „Zack, zack“ gibt Johannes, unser Reiseleiter, im Restaurant in Taipei die Richtung vor. „Zum Essen habt ihr genau 60 Minuten Zeit.“ Nebenbei sind noch die Gespräche mit den Vertretern der GIANT Adventure Company zu führen.
Aber dann müssen wir uns schon beeilen, denn die Straßen zum Internationalen Flughafen sind heute am Freitag verstopft. Doch es geht alles gut. Auch die beiden Taifune, die bereits Kurs auf Taiwan nehmen und schon die Presse, sowie Rundfunk und Fernsehen beherrschen, sind zu langsam, um unsere Heimreise noch zu verzögern.
© Text & Fotos: Dr. Lutz Gebhardt, Ilmenau
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