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Eine Fahrradtour durch Mallorca
(24.10. - 03.11.2013)
Sonne, Sonne, Sonne und dazu um die 30° C, das ist auch in Mallorca Ende Oktober eher ungewöhnlich, aber um so schöner für Dorothee Hoffmann und Dr. Lutz Gebhardt, die zu einer Radtour über die Insel aufbrechen.
Ein Flugzeug nach dem anderen landet auf der beliebten Urlaubsinsel und spuckt massenweise sonnenhungrige Bleichgesichter aus, die teilweise auch Surfbretter und Fahrräder dabei haben. Aber kein einziges ankommendes Fahrrad, außer unseren beiden, wird nach der Landung mit Gepäck beladen. Neben üblichem Reisegepäck haben wir auch Zelt- und Kocherausrüstung dabei.
Schon auf dem Weg nach Inca, dem zentralen Punkt unserer Reise, bekommen wir den ersten Eindruck, dass jetzt gute Erntezeit für alle möglichen Früchte ist, die bei uns zuhause nicht wachsen und nur im Laden erhältlich sind. Als erstes sind es Granatäpfel, die von den Bäumen in unsere Packtaschen wandern, dann unterbricht ein Baum voller reifer Feigen unsere Fahrt. Wespen hatten das leckere Mahl auch schon entdeckt, so dass man beim Essen aufpassen muss. Was sich danach in unseren Mägen und einem Plastikbeutel befindet, hätte zuhause locker 20 € gekostet! Das einzige Unangenehme daran sind die klebrigen Finger. In den nächsten Tagen kommen noch frisch geerntete Apfelsinen, Mandarinen und Sharonfrüchte dazu. Unter deren Bäumen liegen oft mehr ungeerntete Früchte, als noch an den Zweigen hängen – da hält sich das schlechte Gewissen in Grenzen. Nur die Mandeln müssen erst noch aufgeklopft werden, ehe wir sie verspeisen können.
Die erste Runde führt uns durch den Ostteil der Insel.
Die alte Königsstadt Sineu liegt auf einem Berg, der sich wie eine Insel aus dem Umland erhebt. In seinem Zentrum ragt eine imposante Kirche in den Himmel, die nach einem Brand im 16 Jh. in ihrer heutigen Gestalt wieder aufgebaut wurde.
Über Petra und Manacor ist der kleine Urlauberort Portocristo bald erreicht. Nach einem Stück Strandpromenade geht es landeinwärts nach Artà und weiter über Can Picafort entlang der Küste nach Port d’Alcúdia. Alcúdia und Port de Pollença sind zwei Orte, die mit ihrer historischen Bausubstanz beeindrucken. Die Stadtmauer in Alcúdia kann sich durchaus mit der in Marrakesch messen!
Cap de Formentor und die Überquerung der Serra de Tramuntana sind die ultimativen Trainingsstrecken, die hier alle Rennradfahrer pflichtbewusst unter die Reifen nehmen. Für uns steht heute das Cap auf dem Programm! Ein paar Kilometer bleiben uns noch zum Einrollen, dann geht es steil nach oben. Die Sonne brennt erbarmungslos an der Serpentinenwand auf uns herab. Gegenwind wäre jetzt eine angenehme Erfrischung – haben wir aber nicht, so rinnen die Schweißtropfen unaufhörlich. Mit unserem Gepäck ernten wir von den anderen Radlern Kopfschütteln, aber auch hochgereckte Daumen und Bravo-Rufe. Nach dem ersten Pass in 205 m Höhe geht es auf einer genialen Abfahrt wieder hinab auf Meereshöhe. Nun wird die Straße spürbar schlechter und es geht ständig bergauf und bergab. Zwischendurch bieten sich immer wieder herrliche Aussichten auf eine fantastische felsige Küstenlandschaft. Kleine Felsinselchen recken sich aus dem tiefblauen Meer empor. Plötzlich erblicken wir unter uns den Leuchtturm auf seiner fast 200 m hohen Klippe – noch einmal bergab und wieder bergauf, und der Turm ist erreicht.
„Fahrt in das Land der Windmühlen“ müsste man die Runde in den Süden der Insel nennen, auch wenn die ersten beeindruckenden Landschaftsmarken die Klosterberge waren. Wie Tafelberge ragen sie rund 500 m aus der Ebene empor. Ein kräftiger Rückenwind schiebt uns fast von allein bis ans Meer, wo wir einen traumhaften Zeltplatz direkt am Strand finden. Die Badestelle dazu erwartet uns am nächsten Morgen genau am anderen Ortsende von S’Estanyol. An dem weißen Naturstrand Es Trenc kann man wunderbar FKK-baden. Das Meer hat Ende Oktober eine Temperatur von deutlich über 20° C, was man an der Ostsee selbst im Sommer nur selten erlebt. Die Region um Campos hat unzählige historische Mühlen zu bieten, die größtenteils unter Denkmalschutz stehen. Manche sind sogar noch in Betrieb, von anderen ragen nur noch die flügellosen Türme in den Himmel.
Am Nordrand Mallorcas türmen sich die Berge der Serra de Tramuntana, zu deren Ausläufern auch die Halbinsel Formentor gehört, bis auf 1.447 m Höhe. Hier sind auch die höchsten Straßen der Insel zu erwarten. Pinien säumen die Straße, die sich von Inca über Selva in die Höhe windet. Bei 576 m ist der erste Pass erreicht. Wenige Meter weiter hat man einen schönen Blick auf das bekannte Koster Lluc. Einen Abstecher dahin verkneifen wir uns aber, denn wir müssten erst einmal etliche Höhenmeter wieder bergab, die dann alle wieder nach oben gestrampelt werden müssten. So begnügen wir uns mit einer Ansicht von oben. Vorbei an malerischen Stauseen erreicht die Straße auf 900 m ihren höchsten Punkt. Hier durchbohrt sie die letzten Meter der Serra de Torrelles – und auf der anderen Seite des Tunnels öffnet sich der Blick auf den Kessel von Sóller, der bis ans Meer reicht. Die rauschende Abfahrt auf gut asphaltierter Straße ist ein Fest. Erstaunlich schnell zerrinnen dabei die mühsam erkämpften Höhenmeter wieder unter den Reifen.
Das kleine Örtchen Fornalutx hat zu Recht Schönheitspreise gewonnen. Malerisch schmiegt es sich an die von einer vielfältigen Blütenpracht überwucherten Berghänge. Ein Stückchen tiefer liegt das prächtige Städtchen Sóller. Hier verkehrt auch die historische Straßenbahn, die von Port de Sóller an der Nordküste bis ins südliche Palma fährt. Damit die Bahn diesen Weg durchs Gebirge schafft, hat man nicht nur die Gleise in weiten Schleifen gelegt, sondern auch einen großen Tunnel in den Berg gebohrt. 1997 kam noch ein drei Kilometer langer Autotunnel dazu, der die Fahrzeit um 15 Minuten verkürzt. Fahrradfahrer müssen und naturliebende Autofahrer dürfen die serpentinenreiche Strecke entlang der alten Autostraße über die Berge fahren.
Nicht weniger beeindruckend ist die Route über die südlichen Ausläufer der Serra de Tramuntana. Wie ein Wachturm ragt hier der 825 m hohe Puig d’Alaró empor, auf dessen Höhe ein Kastell thront. Am Fuße dieses Berges windet sich die Straße bis zum Coll d’Orient in 498 m Höhe. Das kleine Örtchen Orient, in dem kaum noch ein Dutzend Häuser bewohnt sind, ist vor allem durch sein Gasthaus bekannt und liegt inmitten eines von Apfelplantagen geprägten Hochtals. Auf dem Weg über Esporles und Puigpunyent nach Palma sind noch ein paar Serpentinenstraßen im stetigen Wechsel von Anstieg und Abfahrt zu meistern, ehe die Inselhauptstadt erreicht ist. Wenn man hier auf die mit Hotelsilos gepflasterte Küste trifft, wird klar, was Mallorca den Ruf als die Ferieninsel schlechthin eintrug. Umso erstaunter ist man im Zentrum Palmas: In dem Gewirr aus engen Gassen, durch die kaum ein Auto passt, versteckt sich eine Vielzahl beeindruckender historischer Gebäude.
Spektakuläre Naturlandschaft, schmale Sträßchen, idyllische Dörfer mit traditioneller Landwirtschaft und imposante Bauwerke ließen uns ein Mallorca kennenlernen, das weitab aller gängigen Klischees liegt. Insgesamt haben wir auf der Tour 653 km zurückgelegt und mussten dabei 6.726 Höhenmeter erklimmen. Technische Pannen waren nicht zu beklagen.
Weitere Informationen über meine Fahrradreisen
gibt es hier: www.lilu.tk
Dr. Lutz Gebhardt, Ilmenau
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