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Eine Reise der ganz anderen Art: Fünf Wochen mit Bus, Bahn und Rad durch die Kontraste Neuseelands - dem schönsten Ende der Welt.
Von Henry Czauderna
Auckland im November - fünf Minuten vor Mitternacht: Nach fast 23 Stunden Flugzeit mit Zwischenlandung in der malaysischen Hauptstadt Kuala Lumpur setzt die Boing 747 zur Landung an.
Hier, rund 18.000 Kilometer von Deutschland entfernt, beginnt meine Reise durch die Nord- und Südinsel, durch ein Land voller Gegensätze.
Ausgeschlafen und einigermaßen vom Jet lag befreit, will ich für die nächsten Tage Auckland - die -City of Sails- erkunden.
Nein, so gewaltig habe ich mir die größte Stadt Neuseelands nicht vorgestellt. Wie eine Krake hat sich Auckland auf dem schmalen Landstreifen zwischen Südpazifik und Tasman See auf 70 Kilometer Länge ausgebreitet. Nahezu jede Familie besitzt hier ein Häuschen mit einem kleinen Garten, Wolkenkratzer gibt es nur im Innenstadtbereich.
Gigantisch und im wohl einmaligen Kontrast zwischen Kunst und Moderne ragen die Geschäftshäuser gen Himmel. Mittendrin auch der 328 Meter hohe Sky Tower, das neue Wahrzeichen Aucklands.
Von Auckland aus führt meine Route für eine Stippvisite weiter nördlich in die Bay of Islands.
In dem kleinen in der Bay gelegenen Ort Waitangi wurde im wahrsten Sinne des Wortes Geschichte geschrieben. Im legendären Treaty-House unterzeichneten am 6. Februar 1840 die Gesandten Queen Victorias und über 500 Maori-Häuptlinge einen Vertrag, der Neuseeland zu einem Teil des britischen Empire erklärte. Den Maori wurde zwar das Besitzrecht über ihr Land garantiert, ihre Souveränität, sowie das Vorkaufsrecht auf ihren Grund und Boden traten sie jedoch ab. Die politischen Auswirkungen dieser Entscheidung beeinflussen bis heute die gesellschaftliche Realität Neuseelands.
Eine absolut faszinierende Art das kosmopolitische Flair Neuseelands zu erleben, sind hier, wie überall im Land, die sogenannten Backpacker Hostels (die neuseeländische Antwort auf Jugendherbergen). Weltenbummler aus allen Kontinenten treffen so aufeinander. Auch an diesem Abend ist das nicht anders. Australier, Amerikaner, Engländer, Schotten, Israelis, Japaner und Deutsche sind heute hier. Bis spät in die Nacht sitzen wir auf der Terrasse. Längst hat einer der Israelis seine Gitarre herausgekramt. Im flackernden Licht einiger Kerzen singen wir Lieder aus den 60er und 70er Jahren. Lieder, die uns in eine nie erlebte Zeit hineinversetzen. In dieser Atmosphäre spürt man schnell den Zauber, der uns alle miteinander verbindet. Wir alle sind jung, haben nicht allzuviel Geld, aber wir wollen hinaus in die Welt, wollen unser eigenes Stück Freiheit umarmen und genießen. Mehr oder weniger sind wir wohl auch auf der Suche - auf der Suche nach dem Ich, auf der Suche nach dem Sinn oder Ziel unseres Lebens. Viele wie etwa Christin aus Schottland sind für ein Jahr auf Reise durch Neuseeland. Durch Gelegenheitsjobs wird das Budget alle paar Tage neu aufgestockt.
Wenn es ein Wunderland der Geothermik gibt, dann ist man rund um Rotorua im feurigen Herzen der Nordinsel mittendrin. Vulkane, blubbernde Schlammlöcher, haushoch sprudelnde Geysire und kochende Seen sind hier auf engstem Raum zu bewundern.
Meine Tour führt mich in das kleine Maoridorf Whakarewarewa. Zum ersten Mal spüre ich jenen Mythos, den auch der Weltumsegler Captain James Cook beschrieb, als er die Maoris als kunstvolles und geheimnisvolles Volk charakterisierte. Die Maoris sehen die wahren Werte des Lebens weniger in materiellen Dingen. Vielmehr glauben sie an die tiefe Bedeutung der Seele und sehen das Leben nur als Übergang an.
Um in der heutigen, schnellebigen Zeit überleben zu können, ziehen sie sich oft aus dem Alltagsleben in die Stätten und Traditionen ihrer Kultur zurück. So kann man nachvollziehen, dass sich die Maori-Kunst fast ausschließlich an menschlichen Formen orientiert.
Regelmäßig gibt es Folklorekonzerte im -whare runanga-, dem Versammlungshaus.
In alten Gewändern tanzen sie zu typischen Südseerhythmen, es ist schier unmöglich, sich dieser Faszination zu entziehen. Besonders interessant ist der Haka, der Kriegstanz der Maoris. Dabei stehen etliche Krieger mit ihren Speeren bewaffnet hinter ihrem Anführer, dieser gibt Kriegsgeschrei von sich, das von den anderen beantwortet wird. Durch Drohgebärden, rollende Augen, herausgestreckte Zunge und Stampfen der Füße versuchen sie dem Gegner Angst zu machen.
Von hier aus führt mich meine Reise nach kurzen Aufenthalten in Napier und Wellington weiter auf die Südinsel. Im kleinen Fischerdorf Kaikoura an der Ostküste bleibe ich schließlich für zwei Tage. Weniger als einen Kilometer vor der Küste Kaikouras befinden sich tiefe Seegräben, in der kalte Nordströme auf warme nach Süden driftende Ströme treffen. Die hierbei aufgewirbelten Nährstoffe
bilden die Nahrungsgrundlage für die in großen Schwärmen lebenden Tiefsee- und Tintenfische, von denen sich wiederum die Wale ernähren. Im 19. Jahrhundert kamen die ersten Walfänger nach Kaikoura und die Region bekam den Ruf als Höllenloch im Südpazifik. Heute profitiert Kaikoura hauptsächlich von den sogenannten Whale-Watsch-Touren. Auch ich entschließe mich zu einer solchen Begegnung.
Orangenrot leuchtet der Morgen über die Bucht von Kaikoura, während wir zusammen mit ein paar Einheimischen auf die Suche nach auftauchenden Walen hinausfahren. Heute haben wir einen extrem starken Wellengang, nicht die besten Bedingungen zum Aufspüren der Meeressäuger. Aber unser Captain lässt sich nicht entmutigen. Die Suche nach den Walen beginnt. Mit Unterwassermikrofonen versucht er, das verräterische Klicken der Pottwale zu enttarnen. Endlich, unser Captain scheint einen Wal aufgespürt zu haben. Unser Boot nähert sich langsam der Schallquelle. Alle Augen blicken gespannt auf die Wasseroberfläche, und tatsächlich taucht ein riesiger Pottwal auf. Unter Bewunderungsrufen und dem Surren der Kameras bleibt er etwa für 15 Minuten an der Wasseroberfläche. Es ist absolut gigantisch, dieses Schauspiel zu erleben. Im Vergleich zu dem bis zu 50 Tonnen schweren Wal kommt man sich so klein, so bedeutungslos vor. Bis zu 2000 Meter tief können Wale tauchen, und auch unser Exemplar nimmt gerade seinen letzten tiefen Atemzug, hebt seine Schwanzflosse in die Luft und gleitet wieder hinab.
Am selben Abend noch fahre ich weiter nach Christchurch, der größten Stadt der Südinsel. Hier beginnt eine der abenteuerlichsten Eisenbahnstrecken der Welt. Während der Fahrt im komfortablen Panoramazug verbindet der TranzAlpine Express die Ost- mit der Westküste.
Neun Uhr morgens, die letzten Passagiere betreten den Zug. Einmal täglich geht es von hier aus durch den Arthur`s Pass National Park nach Greymoth. Imposante Viadukte und Bergpässe, sowie die zahlreichen Tunnel auf der Strecke bringen einen Traum zum Rollen. Die Besonderheit am Zug ist der Aussichtswaggon. Hier erlebt man das Rattern der Räder, das einzigartige Wechselspiel zwischen Alpen und Regenwald, blickt hinunter in die Schluchten und Täler. Immer wieder auch die kleinen Bahnstationen in der Größe von Gartenhäusern, irgendwo im Nirgendwo.
Ich ergattere einen blicksicheren Platz und bin sogleich nicht mehr allein. Alle halten ihre Kameras schussbereit. Da! Drei Sekunden später ist alles vorbei. Wie in alten Westernfilmen reiten ein paar Ranger mit Ihren Pferden durch das Gebirge. Es folgen fast ausgetrocknete Flüsse, in denen Wanderer ihre Touren starten.
Immer wieder auch sehe ich entlang der Schienen seltene Vogelarten, unter anderem auch den Kea, einen grünen Bergpapagei. Kaum ein Autofahrer, der nicht von ihm zu berichten weiß. Mit seinem scharfen Schnabel kennt er keinen Respekt und so begibt er sich auf die Jagd nach Gummidichtungen an Autotüren oder Scheibenwischerblätter.
Nach viereinhalbstündiger Fahrt durch einen der landschaftlich traumhaftesten Nationalparks Neuseelands fährt der TranzAlpine kurz vor 14 Uhr pünktlich in Greymoth ein.
Auch die faszinierendste Strecke hat ihr Ende.
Meine Reise durch Neuseeland führt mich von hier zu gewaltigen Gletschern der rauhen Westküste, auf die Spuren des großen Goldrausches, in die Tiefen des unerforschten Regenwaldes und zu gelbäugigen Pinguinen, der seltensten Pinguinart der Welt. Das aber ist eine andere Geschichte ...
Text und Fotos: Henry Czauderna - Rückertstraße 4 - 98527 Suhl - Telefon: 03681/804279
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