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Eine Fahrradtour von Holguín nach Havanna
(22.01. bis 13.02.2012)
Die Sonne versinkt an dem lauen Januarabend schnell hinter den Palmen, die den Flughafen Holguín im östlichen Kuba säumen. Ehe die Fahrräder zusammengebaut und startklar sind, umgibt Dennis und Dr. Lutz Gebhardt stockfinstere Nacht.
Selbst der Mond spendete bei den ersten 14 km kein Licht. So tasten wir uns mit unseren Fahrrädern durch die finstere Nacht. Vollkommen unbeleuchtete kubanische Radfahrer und Eselskarren tauchen plötzlich vor uns auf, deren Umrisse wir immer erst im letzten Augenblick wahrnehmen. Autofahrer lassen ihre Scheinwerfer aufblitzen, wenn sie verwundet unsere Rückleuchten erkennen Wohlbehalten erreichen wir die 240.000 Einwohnerstadt Holguín, wo wir die erste Nacht im Hotel verbringen.
Zu Hause hatten wir uns ja viel Sonnenschein für unsere Reise gewünscht – das hätten wir wohl nicht tun sollen. Die Sonne scheint wie verrückt, 30°C und mehr machen uns das Leben schwer. Wir freuen uns über jede Wolke, die beim Rad fahren Schatten bietet. Um die Mittagszeit, ist Radfahren kaum möglich. Wir hätten getrost außer auch noch andere Kleidungsstücke und die viel zu warmen Schlafsäcke zu Hause lassen können.
Obwohl wild Zelten offiziell verboten ist, verbringen wir 12 Nächte auf diese Weise. Ansonsten stehen uns „Casa Particulares“ zur Verfügung, was man am besten mit privater Zimmervermietung beschreibt. Dort gibt es dann eine Dusche und kalte Getränke aus dem Kühlschrank. Auf Wunsch wird auch ein gutes Essen bereitet.
Mit dem Peso cubano convertible (CUC) und dem Peso cubano (CUP) konnten wir im ganzen Land gut leben. Auch die Kubaner leben in diesem Zwei-Währungssystem. Jeder kann in den Wechselstuben 24 Nationale Pesos in einen CUC tauschen. Und die Welt der Devisenläden steht allen offen, die CUC in der Tasche haben. Mit der nationalen Währung sind die Grundbedürfnisse ganz preiswert zu bestreiten, wer was (für kubanische Verhältnisse) Besonderes haben will, kommt aber nur mit CUC weiter. Wenn man über das Land fährt ist man mit dem nationalen Peso gut aufgehoben, denn auf den Dörfern ist das die gebräuchliche Währung. Ein Brötchen mit gebratenem Ei kostete 2 Pesos, was im Endeffekt bedeutete, dass man für ungefähr einen Euro elf solche Brötchen bekommt. Die neue Öffnung zu kleinem, privatwirtschaftlichem Gewerbe ist überall sichtbar. Von einfachem rollendem Verkaufsstand oder aus dem Wohnhaus heraus wird alles Mögliche – meistens etwas zum Essen – verkauft.
Unsere Route Holguín – Santiago de Cuba – Pilón – Manzanillo – Las Tunas – Camagüey – Ciego de Áila – Trinidad – Cienfuegos – Playa Giron – Matanzas – Havanna erweist sich als gut gewählt. Einerseits haben wir den Wind meistens im Rücken, andererseits durchfahren wir am Anfang der Tour vom Tourismus weniger berührte Regionen. Die scheinbar aufgegebene Küstenstraße entlang der Sierra Maestra ist der landschaftlich spannendste Abschnitt unserer Tour. Den oftmals als langweilig beschriebenen Abschnitt über das „flache Land“ wollen wir auf keinen Fall missen. Riesige Zuckerrohrfelder und gewöhnliche Dörfer lassen uns das ganz alltägliche Leben kennenlernen, in dem wir mitten drin sind.
Der größte Schatz Kubas sind seine Menschen, die uns immer offen und hilfsbereit gegenüber treten, und die – so wie wir das aus Gesprächen einschätzen können – anscheinend überwiegend mit ihrer Situation zufrieden sind. Immer ein Lächeln auf den Lippen und gut gekleidet.
Mode ist hier, was auch auf der ganzen Welt gerade getragen wird. Aber in Kuba trägt man alles hauteng, egal ob mit 17 oder 70, ob schlank oder nicht.
Die Städte sind Zeugen des einstigen Glanzes. Unmengen von Gebäuden gehörten einstmals mit zu dem Besten, was die Karibik zu bieten hatte. Die Häuser haben tolle Säulengänge, beeindruckende Portale, Fenster mit reichem Zierrat. So wie man es sich eben leisten konnte. Nach der Revolution verschwanden die Reichen und das normale Volk zog ein und seitdem hat man an den meisten Häusern nichts gemacht. Und so sieht es heute auch aus.
Sicher gab man sich in den letzten Jahren Mühe den Verfallsprozess aufzuhalten, doch bei der Vielzahl der Gebäude ist das eine kaum lösbare Herkulesaufgabe. Und so haben viele schöne Bauwerke schon längst das Stadium überschritten, das man mit morbidem Charme umschreibenkönnte.
Im Straßenbild sind nicht nur die vielen Oldtimer auffallend, die meistens schon 70 Jahre auf dem Buckel haben, sondern auch Pferde als Transportmittel. Es wird mit und ohne Sattel geritten. Pferdefuhrwerke und auch Ochsenkarren verrichten hier noch ihre Arbeit.
Vier Tage vor unserem Rückflug erreichten wir Havanna. Die Hauptstadt ist sicher ein Kapitel für sich und vieles ist anders als im Rest der Insel. Die Preise sind höher und das Bestreben, von Touristen möglichst viel Geld einzunehmen, ausgeprägt.
Für ein Foto möchte der Straßenmusikant dann schon einen CUC haben und die Einkaufsmöglichkeiten für nationale Pesos gehen stark zurück. Die Pizza, die wir sonst für 5 Pesos bekamen, kostet nun schon 10.
Insgesamt hatten wir die ganze Zeit schönes Sommerwetter, nur ein Tag bescherte uns einen mehrstündigen Dauerregen, auf den wir gern verzichtet hätten. Technische Pannen gab es keine (!), lediglich den Konus eines Pedals mussten wir nachstellen, weil es dort bedenklich knackte.
Insgesamt legten wir auf Kuba mit unseren Fahrrädern 1.653,6 km zurück und mussten dabei 6.761 Höhenmeter erklimmen.
Text und Fotos: Dr. Lutz Gebhardt, Ilmenau
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