Kalimera Rhodes! Faszinierendes Tier- und Landschaftsparadies mit altbewährten Traditionen auf der Insel der ewigen Sonne.
Die Nachtfahrt vom Flughafen in das kleine Dorf Lardos war eine Rallye der besonderen Art. Mit einem nicht mehr ganz jungen Bus rasten wir vorbei an steilen Abgründen, längst nicht mehr funktionstüchtigen Laternen und holperten über die teilweise ungeteerten Strecken- abschnitte des Inselgebirges. Von der Hupe unseres rasanten Fahrers erschrocken erwachte ich, nachdem es mir gelungen war, für ein paar Minuten die Augen zu schließen. Die Hupe, so erfuhren wir später, hat auf Rhodos eine ganz spezielle Funktion, denn Vorfahrtszeichen sind auf der Insel die absolute Seltenheit. Ziemlich locker sehen das zumindest die Einheimischen.
Wer als erster hupt, darf auch zuerst fahren, ist deren Auffassung.
Bereits nach ein paar Tagen in dem kleinen, von Touristen relativ unberührten Ort Lardos erfuhren wir durch Zufall von einer Hochzeit, die abends auf dem Dorfplatz stattfinden sollte. Natürlich wollten wir da auch nicht fehlen und so packten wir die Kameraausrüstung ein und suchten den Ort des Geschehens auf. Was uns dort erwartete, übertraf allerdings all unsere Vorstellungen.
Alle Einwohner waren eingetroffen, um den Platz herum standen Stühle, auf denen die Einheimischen gemeinsam mit den Urlaubern saßen. Ein Kapelle spielte live griechische Lieder und auf dem Platz tanzten bereits ein paar Kinder. Schließlich kam auch das Hochzeitspaar durch eine kleine Gasse auf die Tanzfläche. Nach dem ersten Tanz der Beiden steckten die Eltern der Braut und dem Bräutigam ein paar Geldscheine an das klassisch weiße Kleid und den schwarzen Anzug. Eine alte griechische Tradition, die auch heute noch Anwendung findet. Mit einer für uns schwer vorstellbaren Gastfreundschaft tanzten schließlich Urlauber und Rhoder Arm in Arm im Syrtaki-Rhythmus. Diese unkomplizierte multikulturelle Freundlichkeit und Herzlichkeit an jenem Abend prägte unwahrscheinlich unseren Aufenthalt auf der Sonneninsel.
Rhodos - das ist jedoch nicht nur eine Insel von Hochzeiten und durchgefeierten Nächten. Rhodos kennzeichnet sich auch als Insel der Antike. Ein riesiges Freilichtmuseum oberhalb von Badefreuden der Ostküste und den engen Gassen der kleinen Stadt Lindos ist die Akropolis. Aus allen wichtigen Zeitabschnitten auf dem Burgberg von Lindos hat man hier Zeugen der Vergangenheit gefunden. Vom Feuerstein-Werkzeug aus der Jungsteinzeit bis hin zu der gewaltigen Kreuzritter-Festung brachten dänische Archäologen so einiges ans Tageslicht. Zu Esel oder ganz einfach zu Fuß erreicht man nach rund einer Viertelstunde das gewölbte Eingangstor. Nach ein paar Schritten mitten im Altertum angekommen, kann jeder dann die Sockel von Denkmälern und die Reste einer Säulenhalle aus hellenistischer Zeit bewundern. Der Tempel wurde in der Antike zweimal zerstört, aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. stammen die Reste, die heute sichtbar sind.
Auf den Spaß beim Baden braucht man in der Hafenstadt Lindos natürlich auch nicht zu verzichten. Unterhalb des Ortes liegen zwei Buchten, von denen aus man mit genügend Kondition in einsam gelegene Felsgrotten durch bilderbuchklares Wasser schwimmen kann.
Empfehlenswert für einen Besuch in Lindos ist auch ein Bummel durch die Gassen der Stadt. Dabei sollte man sich jedoch Zeit lassen, ein traditionelles Pitta Gyros versuchen und auch einmal die erzählenden Ladeninhaber am Eingang ihrer Geschäfte beobachten. Ein unvergessliches Erlebnis stellt ein solcher Bummel zu nächtlicher Zeit dar. Gegen Abend beginnt der Ort Lindos so richtig zu erwachen. Selbst weit nach Mitternacht kann man hier so ganz ungewohnt auf Shopping-Tour gehen.
Mehr als dreihundert Sonnentage hat die Insel Rhodos zu bieten. Wer nach all der Hitze, die in der Mittagssonne schnell zwischen 50 und 60 Grad betragen kann, ein wenig Abkühlung nötig hat, für den empfiehlt sich unbedingt ein ausgiebiger Trip in den Norden der Insel.
Bei Temperaturen, die durchaus zum Aushalten sind, kann man mal richtig die Berg- und Waldvielfalt genießen.
Mit etwas Glück laufen ein paar Hirsche am Rande der Wälder entlang, die als Wahrzeichen der Insel jedoch selten geworden sind. Um das Problem mit den vielen Schlangen auf der Insel einzudämmen, siedelten die Rhoder diese Tiere als natürliche Bekämpfer auf der Insel an. Hirsch und Hirschkuh als Symbole von Rhodos, errichtet auf Säulen, sieht man auch am Hafen von Rhodos-Stadt. Hier entstand in der Antike der 33 Meter hohe Koloss von Rhodos, eines der sieben Weltwunder, nachdem ihn ein Erdbeben rund fünfzig Jahre später zerstörte.
Entlang der grünen und verbrannten Wäldern erreicht man im Nordosten der Insel das 20 Hektar große "Tal der Schmetterlinge". Millionen dieser Tierchen sitzen auf Blättern und Felssteinen oder fliegen vorbei an den Augen der Besucher. Je nachdem, wie gerade das Licht auf die zarten Flügel einfällt, leuchten diese in orange, rosa oder feuerrot. Nur hier und in Nordamerika seien solche Naturkostbarkeiten überhaupt noch in dieser Vielfalt zu erleben, erfuhren wir zuvor von einem Einheimischen. Später verriet er uns, dass es sich hierbei eigentlich um Motten handele. Die Art wie diese -Schmetterlinge- die Flügel schließen, nämlich nach innen, ließe das erkennen.
Würde man das Tal dann aber in "Mottental" umtaufen, dann würden wohl die meisten Besucher von Rhodos einen weiten Bogen darum machen.
Die Entfernung zwischen Rhodos und der Türkei beträgt gerade einmal achtzehn Kilometer, dennoch
liegen Welten zwischen einer normalen Beziehung von Griechen und Türken. Die Konflikte auf der Insel Zypern spalten noch immer das Verhältnis der beiden Nachbarn. Kriegsschiffe, auf denen Hubschrauber starten und landen, sind immer auf einen möglichen Angriff der Türken vorbereitet (Stand 1997).
Wir wollten trotz all dieser Spannungen für einen Tag die für uns doch so fremde Mentalität der Asiaten im nahen Orient kennenlernen, und so fuhren oder besser schaukelten wir mit einen Hochgeschwindigkeitsboot in die kleine Hafenstadt Marmaris, etwa fünfzig Minuten von Rhodos entfernt. Nach einer strengen Passkontrolle und einem Einblick in eine türkische Moschee ging es für uns dann weiter in das Getümmel der Basare von Marmaris.
Entlang der verdunkelten Gassen spürten wir, wie die Einheimischen versuchten, uns zum Geldausgeben in ihren Geschäften zu überreden. -Du hast doch einen teuren Fotoapparat, also hast du auch Geld, bei mir zu kaufen-, argumentierte ein Ladenbesitzer, um mich in sein Geschäft zu locken. Nach einiger Zeit gelangten wir schließlich in einer versteckten Gasse in ein Teppichlädchen, wo wir Peter kennenlernten. Peter, das ist ein etwa fünfzigjähriger gebürtiger Deutscher, der vor 25 Jahren in der Türkei eine Krankenschwester kennenlernte, die er dann später auch heiratete und nun dort seinen eigenen Teppichhandel eröffnete. Ein Leben in Deutschland könne er sich nun gar nicht mehr vorstellen, hier sei der Alltag ganz anders, viel interessanter, meinte er, bevor er uns einen türkischen Apfeltee servierte.
Türkischer Apfeltee sei so etwas wie ein Nationalgetränk, der die Männer -stark- und die Frauen -willig- mache. Nicht verwunderlich war, dass sich einige von uns später noch reichlich mit diesem Tee eindeckten.
Vorbei an einem recht nobel aussehenden Harem gelangten wir dann noch zu dem eigentlichen Hafen von Marmaris. Die prächtigen Jachten ließen vermuten, über welche finanziellen Mittel so einige Türken verfügen. Gegen 14 Uhr knallte die Mittagssonne so erbarmungslos auf uns nieder, dass wir uns mit je einer Flasche Wasser in den Schatten eines Hafengebäudes setzten und so die verbleibenden zwei Stunden bis zur Überfahrt nach Rhodos verbringen wollten.
Nach ein paar Minuten kam ein für uns ganz unvergesslicher Türke mit seinem alten Moped auf uns zugefahren. Auf Englisch unterhielten wir uns, wo wir leben, was wir hier in Marmaris und Rhodos so alles gesehen haben und auch er berichtete uns über sein Leben, darüber dass er über 20 Jahre bei der Marine arbeitete und jetzt gerade mal auf einen Sprung bei seiner Mutter vorbeischauen wollte. Als wir uns nach einiger Zeit verabschiedeten, wollte er uns gar nicht gehen lassen. Seine Mutter sollten wir kennenlernen, dabei noch einen Tee trinken und noch ein wenig mit ihm weiterplaudern. Wir mussten jedoch dankend ablehnen, da wir schließlich unsere Rückfahrt nicht verpassen durften. Mit je zwei Küssen auf unsere Wangen, wie es in der Türkei so Brauch ist, verabschiedete er sich dann bei uns.
Für ein paar Wochen tauchten wir in die gerade einmal drei Flugstunden von Deutschland entfernte Fremde Südosteuroas und Asien ein. Obwohl wir jeden Tag erneut mit unserer Kameraausrüstung auf Entdeckungstour gingen, haben wir längst nicht alle Schönheiten und Kuriositäten kennenlernen können. Es gelang uns dennoch eine Insel zu bereisen, die auf eine spektakuläre Geschichte zurückblicken kann. Perser, Italiener, Türken, Engländer, Deutsche und Griechen besetzten schließlich in der Vergangenheit dieses doch so traumhafte Stück Europas.
Rhodos, aber auch der im nahen Orient liegende Ort Marmaris sind für eine Reise unbedingt empfehlenswert. Dann sollte man sich aber Zeit lassen und mit einem Mietwagen, dem Fahrrad oder ganz einfach mit einem der dort besonders interessanten Linienbusfahrten die Insel erkunden.
Rhodos - eine Insel zwischen drei Kontinente, die zum Baden allein viel zu schade ist.
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