Wie schrieb doch einst ein unbekannter Philosoph:
"Man darf im Leben nicht zu früh nach Kreta kommen, sonst sieht man nichts anderes mehr von der Welt ..."
Es ist Sommer auf Kreta, heiß, wolkenlos, Temperaturen von weit über 30 Grad. Wir befinden uns ganz im Süden der Insel im Fischerort Agia Galini. Umgeben von zahlreichen Bergen liegt das Dorf idyllisch ruhig an einer der schönsten Buchten Südkretas am Libyschen Meer. Fernab des Trubels der Nordküste ist das Leben hier verträumter, besinnlicher. Ein paar Fischer flicken im Hafen ihre Netze während sich einige Meter weiter eine alte faltige Frau auf einer kleinen Mauer niedergelassen hat und ihre selbst gestrickten Deckchen zum Kauf anbietet. Zwei Männer sitzen vor einem Cafe, ein Moped streift durch eine der kleinen Gassen, die vom Hafen steil ansteigend durch den Ort führen.
Kreta ist die sonnigste und zugleich die größte Insel Griechenlands. Mit einer Länge von 260 Kilometern kann man während einer Reise nur einen kleinen Teil davon entdecken und so fahren wir mit dem Mietauto zunächst nach Rethymon. Der Ortskern ist geprägt durch viele Häuser aus venezianischer und türkischer Zeit, schmalen Gassen, stimmungsvollen Plätzen und sehenswerten Kirchen. Beim Bummel durch die sympathische Kleinstadt entdecken wir einige typisch türkische Häuser mit ihren Holzerkern, Teile der Stadtmauer sowie Minarette und Moscheen. Vor den zahlreichen Restaurants am Hafen verlocken Auslagen mit frischen Fischen und Garnelen zu einem kulinarischen Zwischenstopp. Wir lassen uns weiter durch den Ort treiben und relaxen zum Ausklang des Tages noch am nahegelegenen Strand.
Am nächsten Tag fahren wir durch die Bergwelt Kretas Richtung Preveli Beach. Die Fahrt dorthin führt uns durch die etwa 3 km lange Kourtaliotiko-Schlucht, in der es bei unserer Tour so windig war, dass wir bei einem Fotostopp nur mit Mühe die Tür des Autos öffnen konnten.
Auf der Weiterfahrt pausieren wir noch kurz an einer osmanischen Steinbrücke aus dem Jahr 1850, fahren vorbei an den Ruinen des Klosters Kato Preveli und parken schließlich oberhalb der Küste.
Nach einer etwa 30-minütigen Wanderung auf einem stellenweise steilen Weg mit herrlichen Ausblicken auf`s Meer erreichen wir schließlich den Preveli Beach.
Der Strand hat zwei Besonderheiten: zum einen ist er nur zu Fuß oder per Boot erreichbar und zum anderen fließt hier der Bach Megalopotamos ins Meer. Entlang des Baches führt ein Weg durch den "Palm Forest", bei dem links und rechts des Flusses hunderte Kretische Dattelpalmen wachsen und für eine faszinierende Naturkulisse sorgen. Badespaß hatten wir hier gleich doppelt, sowohl im Libyschen Meer als auch im etwas kälteren Gebirgsbach.
Immer wieder durchqueren wir bei unseren Fahrten von oder nach Agia Galini das Bergdorf Spili. Der Ort ist Bischofssitz mit einem angeschlossenen orthodoxen Priesterseminar. Da in Spili noch das ursprüngliche Leben der Kreter beobachtet werden kann, halten tagsüber auch Ausflugsbusse. In den Abendstunden lebt man hier fast nur unter Einheimischen, die oft stundenlang in einem typischen Kafenion zusammensitzen und es sich bei einem griechischen Kaffee und ins Gespräch vertieft gut gehen lassen.
Hauptsehenswürdigkeit des Ortes ist ein venezianischer Brunnen mit 25 Löwenköpfen als Wasserspeier. Das kühle und trinkbare Wasser stammt aus Quellen oberhalb des Ortes und gilt als besonders sauber und mineralreich.
Noch einmal fahren wir in den Norden von Kreta, diesmal nach Chania, der zweitgrößten Stadt der Insel. Ähnlich wie in Rethymnon bestimmen venezianische Einflüsse das Stadtbild. Für viele Einheimische gilt Chania als die schönste Stadt Kretas. Das charmante Städtchen mit seinen Hafen, der Janitscharen-Moschee und idyllischen Gassen hat seine ursprüngliche Atmosphäre erhalten. Historische Überreste im Hafenviertel erzählen von den Jahrhunderten der Besatzungszeit und deren Herrschafter.
Wir durchqueren die Markthalle von Chania, einem dekorativen Bau, welcher 1913 nach dem Vorbild der Hallen von Marseille errichtet wurde. In den Hallen gibt es Obst, Gewürze, Käse, Fisch, aber auch einige Souvenir-Stände. In den schmalen Gässchen der Altstadt sind die Häuser geschmackvoll renoviert worden, man fühlt sich beim Flanieren ein wenig wie in Venedig.
Einmal in der Woche, immer am Samstag, findet in Mires ein großer Wochenmarkt statt. In der Hauptstraße des Ortes tummeln sich dann zahlreiche Händler.
Hier gibt es alles was man braucht oder auch nicht: Wühltische mit Kleidung, Plastikgeschirr, Besteck, Kunst und Kitsch. Durch lautes Zurufen versuchen die Händler möglichst viel Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Unter Schatten spendenden Planen bestimmen vor allem die Bauern der Umgebung mit ihren Obst- und Gemüseständen das bunte Treiben. Hier gibt es Melonen, Bohnen, Tomaten, Gurken, Paprika, Trauben, Auberginen, Nüsse und Vieles mehr.
Allein das brodelnde Bild der südländischen Geschäftigkeit lohnt den Besuch dieses Marktes.
Noch einmal begeben wir uns auf Strandentdeckung. Diesmal fahren wir zum Triopetra Strand, der besonders bei Einheimischen sehr beliebt ist. Es ist Sonntag und so sind neben ein paar Urlaubern auch viele Griechen hier. Direkt am Strand gibt es eine Taverne sowie einen kleinen Supermarkt, der mit Getränken und Eis für die nötige Erfrischung an heißen Sommertagen sorgt.
Die Wasserqualität hier an der Südküste ist hervorragend und auch die Kulisse beim Schwimmen ist einfach traumhaft. Nur der starke Wind trübt heute etwas diesen Badetag. Aus südlicher Richtung kommend weht er den Sand direkt auf unsere eingecremten Körper. Es ist ein bisschen wie eine Sandstrahlung.
Unsere letzte Tour mit dem Mietwagen führt uns nach Matala. Direkt am Strand befinden sich in den Felsen zahlreiche Höhlen, die schon in der Steinzeit in das weiche, poröse Gestein gegraben wurden. In den 1960er-Jahren siedelten sich Hippies aus aller Welt in den Wohnhöhlen an, darunter auch amerikanische Hippies, die den Einsatz im Vietnamkrieg verweigerten und hier eine große Kommune gründeten. Die Höhlen sind gegen einen kleinen Eintritt frei zugänglich.
In Matala ist auch heute noch der Hippieflair zu spüren. Es gibt verrückte Bars mit Namen wie "Akounamatata Plaka" oder "Bunga Bunga", lustige Zeichnungen auf den Straßen, kreative Shops und skurrile Typen.
In den letzten Urlaubstagen genießen wir einfach nur das schöne Wetter, ganz ohne Ausflüge. Jetzt heißt es mal: Faulenzen, Chillen, Wohlfühlen, Baden, Lesen.
Zweimal starte ich zu einer kleinen Wanderung in die Berge oberhalb von Agia Galini. Früh am Morgen begegnen mir zwei Bergziegen, die hier in der trockenen und steinigen Landschaft leben. Der Lohn für den Anstieg sind traumhafte Ausblicke auf den Ort, die Küste und die benachbarten Paximadia-Inseln.
Es war eine tolle Zeit hier auf Kreta mit tollen Landschaften, verträumten Orten und vor allem mit netten Menschen, die wir kennenlernen durften. Irgendwann wollen wir wiederkommen, denn es gibt schließlich noch viel zu entdecken.
Text und Fotos: Henry Czauderna
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