Mexiko - Info's
Dezember 2014 zu Hause:
Es ist Adventszeit. Der Weihnachtsmarkt ist eröffnet, die Stadt erstrahlt im hellen Kerzenschein, in der Luft liegt der Geruch von Glühwein, Lebkuchen, Plätzchen und Tannenduft. Aber mir fällt auch auf, wie hektisch die Menschen sind, wie sie mit verbissenen Gesichtern durch die Straßen und Läden laufen, um das Fest perfekt vorzubereiten, um die schönsten Geschenke zu finden und sich dabei nur noch gestresst fühlen. Ist uns der Sinn des Weihnachtsfestes verloren gegangen?
In diesem Jahr kann ich die Zeit vor Weihnachten anders genießen, denn ich warte auf etwas Besonderes, ich habe Zeit zum Träumen, ich habe Zeit mir etwas zu wünschen.
Bereits im Sommer haben wir eine Reise nach Mexiko geplant, wir werden Weihnachten und den Jahreswechsel weit weg von zu Hause verbringen und ich verbinde diese Reise auch mit der Hoffnung, dass meine Träume Wirklichkeit werden.
Vielleicht ist es gerade das, was die Adventszeit ausmacht, zu wünschen, zu hoffen und daran zu glauben.
Ich freue mich auf die Herzlichkeit der Mexikaner, ich freue mich auf ein Wiedersehen mit unserem Reiseleiter und Freund Luis, der diese Reise für uns vorbereitet und organisiert hat, es ist bereits unsere 4. Reise nach Mexiko.
22.12.- 23.12.2014
Am 22. Dezember ist es endlich soweit, wir fliegen von Frankfurt am Main direkt nach Mexico-City und die Landung im unendlichen Lichtermeer der Stadt ist für uns wieder ein ganz besonderes Erlebnis. Luis erwartet uns schon und die Freude ist groß. Die erste Nacht verbringen wir im Hotel „Diplomatico“ und nach dem Frühstück in der Gaststätte “La Vid Argentina“ starten wir zu der Fahrt nach Oaxaca.
In Oaxaca gibt es einen Brauch, der einmalig in Mexiko ist. Die Nacht vom 23.12. zum 24.12. ist die " Nacht der Radieschen", "Noche de Rábanos". In dieser Nacht werden geschnitzte Figuren aus roten Rettichen verziert mit getrockneten Blumen, Maisstroh, und Gemüse ausgestellt und wir sind sehr gespannt darauf.
Gleich nach unserer Ankunft im Hotel „Mision Angeles“ fahren wir in die Altstadt und laufen zum Zocalo. Schon von weitem sehen wir, dass der Platz voller Menschen ist, viele Besucher sind gekommen und es herrscht bereits großer Andrang. Luis hat uns zu einem Essen in das sehr schöne Restaurant "Bistro 33“ eingeladen und wir lernen dabei auch seinen Bruder Luis Felipe kennen. Ich habe Spargelsuppe mit Käse, Hühnchen mit Mole Negro und dazu trockenen Rotwein ausgewählt. Wir genießen das Essen und können durch das große Balkonfenster schon einen Blick auf die Ausstellung werfen.
Die Figuren sind auf überdachten Holztischen rund um den Platz aufgebaut, der Einlass wird von Polizisten geregelt und der Besucherstrom zieht sich vom Eingang in meterlangen, spiralförmigen Schlangen über den gesamten Vorplatz der Kathedrale.
Es bereits dunkel, als wir die Gaststätte verlassen und wir stellen uns am Ende der Schlange an. Nur langsam geht es vorwärts und auch nach 2 Stunden stehen wir noch weit entfernt vom Eingang. Aber Luis erlöst uns und bringt uns aus dieser aussichtslosen Position ganz nach vorne. Ich sehe die ersten Figuren ganz nah und komme aus dem Staunen nicht heraus, es sind wahre Kunstwerke, dargestellt sind Krippen- und Heiligenfiguren, die Geburt Christi, traditionelle Feste mit Mariachis und Tänzern, der Tag der Toten, Alltagsszenen mit Familien, die Geschichte und Gebäude von Oaxaca und vieles andere mehr. Ich entdecke immer wieder Neues und kann nicht aufhören zu fotografieren und es ist schon nach Mitternacht, als wir wieder in unserem Hotel eintreffen.
24.12.2014
Den 24. Dezember beginnen wir mit einem Bummel durch den Markt von Oaxaca. Luis kauft süßes Brot und Käse und wir trinken dazu einen heißen Kakao mit Zimt, das ist aber nur unsere Vorspeise, dann gibt es noch ein leckeres Frühstück.
In dem Schokoladengeschäft „Mayordomo " können wir zuschauen, wie aus gerösteten Kakaobohnen, Zimt und Mandeln die Herstellung einer zunächst flüssigen Kakaomasse erfolgt. Ich schaue mir die Bilder im Laden an. Das weckt meine Erinnerung an das berühmte Bild " Das Schokoladenmädchen" und an eine mexikanische Legende.
Und der 24. Dezember ist der beste Tag im Jahr, um diese Märchen zu erzählen:
Es war einmal vor langer Zeit, da lebte in Mexiko ein Mädchen namens Vanila. Sie war von betörender Schönheit und liebte von ganzem Herzen den Jüngling Xocolatl und auch er war ihr in heißer Liebe zugetan. Doch für einen alten, bösen Zauberer, erfüllt von Neid und Missgunst, war dieses Glück unerträglich. Er lockte die beiden in Floras Garten, dort verwandelte er Xocolatl in einen Baum und Vanila in eine Orchidee. Doch die Liebe der beiden war so stark, dass sie die Verzauberung überdauerte. Nichts vermochte sie zu trennen und die Blume umschlang den Baum. Wer immer die Früchte des Baumes und die Orchidee pflückte , um sich daraus einen Trank zu bereiten, spürte alle Angst und Bitternis weichen und fühlte nur noch die Liebe in seinem Herzen.“
Was haben wir für ein Glück, heute in Oaxaca zu sein! Wir verlassen den Laden natürlich nicht, ohne eine Packung Kakaomasse mitzunehmen und wenn wir uns zu Hause daraus ein Getränk mit Vanille bereiten, hat es bestimmt die gleiche Wirkung wie in dem Märchen.
Danach fahren wir nach Yagul, eine Kultstätte der Zapoteken und Mixteken, die bereits 500 v. Ch. besiedelt war. Wir laufen durch die Anlage, die über zahlreiche Treppen führt und auf 2 Ebenen angelegt ist. Luis erklärt uns die Besonderheiten dieser Stätte, wir schauen uns Gräber und den labyrinthartigen Palast der sechs Höfe an, der aus großen Steinblöcken zusammengefügt ist. Der Ballspielplatz in Yagul ist der größte im Oaxaca-Tal. Ich lausche gespannt den Worten von Luis, welche Bedeutung das Ballspiel damals hatte.
Es war kein sportlicher Wettkampf sondern ein rituelles Spiel. Das Spielfeld war angelegt als ein Muster des Universums und das Spiel selbst symbolisierte den unendlichen Kreislauf von Tag und Nacht, den Wechsel von Sonne und Mond, die ständige Erneuerung. Solange sich die Gestirne bewegen bzw. der Ball im Spiel bleibt, ist die Existenz des Universums gesichert. Der Ball durfte den Boden nicht berühren, sonst wäre der symbolische Lauf der Sonne unterbrochen. Dieses Spiel war ein Angebot an die Götter, die Bewegung zwischen den Gegensätzen als Einheit zu erhalten und vermutlich wurden die Spieler der siegreichen Mannschaft geopfert in dem Glauben, dass die Götter sich nur mit dem Besten zufrieden geben.
Wir steigen auf eine Anhöhe und schauen uns die gesamte Anlage noch einmal von oben an , die Sonne scheint, ein leichter Wind weht, es bietet sich ein wunderbarer Blick auf die Landschaft. Der Gedanke an das Ballspiel lässt mich nicht los. Schon damals wussten die Menschen, wie wichtig es ist, die Natur im Gleichgewicht zu halten und hatten erstaunliche astronomische Kenntnisse. Vielleicht gab es für sie einen Zugang zum Universum, der für uns heute verschlossen ist, aber vielleicht gelingt es uns auch, ihn wieder finden, wenn wir die Wissenschaft mit der Mystik vereinen.
Wir fahren weiter nach Teotitlan und besuchen die Teppichmanufaktur „Casa Vasques“. An diesem Tag sind wir die einzigen Besucher. Wir erhalten einen kleinen Einblick, wieviel handwerkliches Geschick nötig ist, um aus Wolle in Handarbeit einen Teppich herzustellen. Ich schaue mir die vielen Teppiche an den Wänden an, einer schöner als der andere, mit traditionellen Mustern und entschließe mich schließlich, einen kleinen Teppich mitzunehmen.
Danach besuchen wir die Kirche von Tlacochahuaya, im Innenraum befindet sich eine deutsche Orgel, die Wände sind wunderschön bemalt.
Wir fahren weiter zu einer Mezcal-Fabrik und trinken das erste Mal einen Oaxaca-Mezcal, Kosten noch verschiedene andere Schnapssorten und werden immer lustiger. Bevor wir nach Oaxaca zurückkehren, schauen wir uns noch den Baum von Tule an, er ist schon 1400 Jahre alt, hat einen Durchmesser von 14 Metern und ist damit der dickste Baum der Welt.
So viel haben wir heute schon erlebt, aber der Höhepunkt des Tages steht noch bevor, der Heilige Abend.
Und wieder gibt es für uns etwas einmaliges, den Weihnachtsumzug auf dem Zocalo. Er ist vergleichbar mit einem Kirmesumzug bei uns, auf weihnachtlich geschmückten Wagen sitzen die hübschen mexikanischen Kinder verkleidet als Engel, Figuren des Krippenspiels , als die Heiligen 3 Könige , es gibt aber auch volkstümliche Vorführungen, es werden Tänze gezeigt und Blaskapellen ziehen vorüber.
Danach sind wir eingeladen zu einem Weihnachtsessen im Elternhaus von Luis. Oaxaca ist die Heimatstadt von Luis, hier ist er gemeinsam mit 4 Brüdern aufgewachsen. Schon am Morgen hat uns Luis kurz das Haus und die Familienbilder gezeigt, das war für mich ein sehr berührender Moment. Ein bisschen aufgeregt bin ich schon, als wir das Haus betreten, als Geschenk haben wir eine große Torte dabei und wir werden sehr herzlich begrüßt. Luis übersetzt von Deutsch in Spanisch und umgekehrt, so können wir uns unterhalten, ich suche in meinem Kopf nach Spanischvokabeln und finde auch ab und zu eine, wir fühlen uns wohl im Kreise der Familie und Jürgen bedankt sich mit einer kleinen Rede für die Gastfreundschaft. Es geht ein Tag zu Ende, der jedes Jahr am Heiligen Abend wieder lebendig werden wird.
25.12.2014
Am 1. Weihnachtsfeiertag, dem 25.12., starten wir zu der langen Autofahrt von Oaxaca an die Pazifikküste. Der Weg führt auf kurvenreicher Strecke durch die Sierra Madre del Sur bis Tehuantepec, dann weiter entlang der Küste von Huatulco nach Puerto Angel. Für Luis ist es eine über viele Stunden dauernde, sehr anstrengende Fahrt, aber für uns ist es abenteuerlich und sehr interessant, die sich ständig verändernde Landschaft zu bewundern.
Es ist bereits spät am Abend, als wir im Hotel „Cabañas Biuzza" ankommen. Unsere Unterkunft liegt außerhalb des Ortes, inmitten tropischer Vegetation. Die mit Strohdächern bedeckten Hütten mit Balkon und Hängematte erreichen wir über eine Treppe nach oben, auf einer Terrasse befindet sich eine kleine Bar mit romantischer Beleuchtung. Hier trinken wir mit Luis noch ein Bier und genießen die Ruhe und den Sternenhimmel. Wir sind alle total müde und geschafft und gehen danach gleich schlafen. Ein Moskitonetz über dem Bett schützt uns vor Mücken und der Ventilator an der Decke bringt etwas Abkühlung in dem feuchtheißen Klima. Am Morgen können wir dann die ganze Schönheit der Anlage sehen und trinken noch einen Kaffee in der kleinen Bar, bevor wir zu unserem Ausflug nach Huatulco aufbrechen.
26.12.2014
Es ist der 26. Dezember, der 2. Weihnachtsfeiertag in Deutschland. Zusammen mit Luis kaufen wir zunächst die Verpflegung für den Tag ein und starten dann zur Motorbootfahrt in eine der Badebuchten von Huatulco. Schon die Fahrt dorthin ist Romantik pur, Luis hat ein Boot nur für uns alleine organisiert und wir genießen im Fahrtwind das Meer, die Wellen, den Blick zum Ufer und das bei schöner Musik zum Träumen. Danach erleben wir einen Badetag, wie er im Buche steht. Wir liegen am Strand und tanken Sonne, schwimmen bei ruhiger See lange im Meer, wir stärken uns mit Kokosmilch, Bier, Avocado und unseren selbstbelegten Sandwiches. Unsere Gespräche sind lustig und wir haben viel Spaß. Das ist ein 2. Weihnachtsfeiertag, wie wir ihn so noch nicht erlebt haben.
27.12.2014
Heute geht unsere Reise weiter zu unserem Badeort Puerto Escondido. Auf der Fahrt dorthin besuchen wir zuerst in Manzunte das Meeresschildkrötenmuseum und halten dann ein zweites Mal in dem kleinen Dorf Ventanilla. Hier gibt es eine Süßwasser-Lagune mit einmaliger Flora und Fauna. Direkt hinter dem Dorf laufen wir einen langen Sandstrand am Meer entlang und erreichen so die Anlegestelle für eine Bootsfahrt in die Lagune. Während wir in dem kleinen Boot lautlos durch das Wasser gleiten, sehen wir tropische Wasservögel, die über uns hinweg fliegen und können in dem Gestrüpp der Mangrovenbäume wunderschön gezeichnete, bunte Leguane beobachten. Am Ufer einer Insel sehen wir beim Vorbeifahren ein großes Krokodil liegen, jemand macht einen Scherz und sagt: " Das ist das Krokodil, das Touristen frisst!"
Als wir später genau dort an Land gehen, hat sich das Krokodil noch nicht einen Zentimeter wegbewegt. Das kann doch gar nicht echt sein, da bin ich mit sicher und laufe vor lauter Übermut und Leichtsinn auf das Krokodil zu. Plötzlich erwacht es aus seiner Starre, dreht den Kopf blitzschnell zu mir und reißt das Maul weit auf, ich höre die Leute schreien. Im Bruchteil einer Sekunde begreife ich meinen Irrtum, gerade noch rechtzeitig, um umzukehren. Das Krokodil mit seinem Instinkt ist an diesem Tag wohl viel schlauer als ich mit meinem Verstand und hat uns dadurch beide gerettet.
Nachdem sich die Aufregung gelegt hat, laufen wir weiter über die Insel, sehen noch Wildtiere und eine Aufzuchtstation für Krokodile und setzen unsere Fahrt dann fort.
Am späten Nachmittag erreichen wir unser Hotel " Punto Esmeralda " in Puerto Escondido, es liegt nur 200 Meter vom breiten, kilometerlangen Sandstrand Zicatela entfernt und in der Nähe gibt es eine schöne Gaststätte, die von jungen Leuten aus Frankreich betrieben wird. Bei Rock - und Reggae-Musik und einem Film über das Surfen in Riesenwellen schmeckt das Abendessen noch mal so gut und in dem sehr großen, ruhigen und sonnengeschütztem Zimmer unseres Hotels fallen wir danach sofort in tiefen Schlaf.
28. 12. - 30.12.2014
Es folgen Tage nur zum Ausruhen und Faulenzen.
Wir springen in die hohen Wellen des Pazifik, lesen, unterhalten uns über Gott und die Welt, gehen am Strand spazieren, die Zicatelabucht ist wegen der hohen Wellen vor allem bei Surfern beliebt und bekannt. Wir können Liegen und Sonnenschirme mieten und werden direkt am Strand bestens versorgt, es fehlt an nichts. Der Strand ist nicht überfüllt und wir fühlen uns umgeben von Mexikanern, vor allem jungen Leuten, sehr wohl.
Am Abend fahren wir mit Luis in das Zentrum der Stadt, schauen uns den Strand entlang der Hauptstraße mit den hohen Palmen und Booten an. Die Straßen sind belebt, hier machen auch viele Mexikaner Urlaub, wir laufen vorbei an den Hotels, den vielen kleinen Markständen, Gaststätten und Geschäften und besuchen verschiedene Lokale, es ist immer lustig , wir erzählen aus unserem Leben, von Luis erfahren wir, dass er schon einmal als Kind mit seinen Eltern und Brüdern hier war.
Am letzten Tag laufe ich am Nachmittag noch einmal am Strand entlang in Richtung Leuchtturm. Am scheinbaren Ende des Strandes schaue ich auf die schroffen Felsen und beobachte, wie die hohen Wellen des Meeres immer wieder gegen die Felsen schlagen. Auf einmal entdecke ich etwas Besonderes. Der Weg ist hier nicht zu Ende, ich kann einen Durchgang im Felsen sehen. Ich nutze den Moment, als sich die Wellen zurückziehen, laufe schnell am Felsen entlang und durch das Tor hindurch.
Es ist wie in einem Traum und ich bin wohl am schönsten Strand der Welt angekommen, ich sehe dunkle, bizarr geformte Felsstücke, die zwischen dem hellen Sand wie Edelsteine leuchten. Sie teilen den Strand in kleine Ecken und Nischen. Auf einer hohen Felswand sitzen Pelikane mit ihren langen Schnäbeln dicht aneinander gedrängt. Nicht weit davon entfernt steht der Leuchtturm. Es bietet sich ein Farbenspiel, das sofort meine Fantasie entfacht. Genauso wie es diesen versteckten Strand gibt, muss es auch eine versteckte Wirklichkeit geben und wenn ich den Strand durch Zufall gefunden habe, kann ich die versteckte Wirklichkeit genauso finden. Dieser Gedanke macht mich richtig froh.
Der Tag verabschiedet sich von uns, wie es besser nicht sein könnte, die Sonne versinkt als ein riesiger, glutroter Ball am Horizont und überstrahlt mit ihrem Licht den Himmel und das Meer, wir stehen am Strand und können das Naturschauspiel genießen.
31.12.2014
Der letzte Tag im Jahr ist angebrochen und wir freuen uns schon auf die Silvesternacht. Vor uns liegt aber zunächst die längste Fahrstrecke unserer Reise in die Silberstadt Taxco. Wir starten schon um 6 Uhr am Morgen, Luis überrascht Jürgen mit einem Ausflug, der nicht im Reiseprogramm steht. Schon als Kind hat Jürgen von den weltberühmten Klippenspringern von Acapulco gehört und sich oft gewünscht, diese Attraktion einmal mitzuerleben und heute soll es endlich soweit sein. Um die erste Vorstellung zu sehen, müssen wir bis 13 Uhr am Felsen „La Quebrada“ in Acapulco sein. Luis erzählt, wie das Ritual im Einzelnen abläuft. Die Sportler springen hintereinander von einem etwa 30 Meter hohen Felsvorsprung in eine nur 4 Meter breite Meeresbucht. Dabei müssen sie die hereinkommenden Wellen des Pazifiks abwarten.
Gegen 12 Uhr erreichen wir die Stadt und können schon von weitem die Meeresbucht mit den vielen Hochhäusern, ein ganz bekanntes Fotomotiv von Acapulco, sehen. Um zu den Felsen zu gelangen, müssen wir aber durch die ganze Stadt fahren und schon jetzt staut sich der Verkehr und es geht nur langsam vorwärts. Etwas später sehen wir die Ursache, eine Fahrspur ist gesperrt und die Zeit läuft uns davon. Es ist so schade, aber leider verpassen wir die Springer knapp und können nur noch ein paar Fotos von den Felsen schießen. Luis ist traurig, aber so einen Stau konnte er nicht voraussehen und Jürgen ist traurig, er war so nah dran an der Erfüllung seines Wunsches. Mir tut es für beide sehr leid, aber es gibt heute noch die Silvesterfeier und wir müssen schnell weiter fahren.
Es wird gerade dunkel, als wir Taxco erreichen. Bevor wir im Hotel ankommen, kaufe ich in einem von Luis empfohlenen Geschäft Silberschmuck, ein Armband und eine Kette für mich und noch einige Geschenke für die Familie, der Schmuck ist von hochwertiger Qualität, handgearbeitet mit Natursteinen, die Schmuckstücke sind echte Unikate.
Unser Hotel " Posada de la Misión" ist das schönste Hotel in Taxco. Vom Balkon unseres Zimmers haben wir einen herrlichen Blick auf die beleuchtet Stadt und die Kathedrale. Schnell machen wir uns fertig für den Abend, Luis hat für uns einen Tisch in einem Restaurante direkt am Zocalo bestellt. Wir laufen zu Fuß dorthin und bekommen so einen ersten Eindruck von der Stadt. Die engen mit Kopfsteinpflaster belegten Straßen führen steil nach oben. Es fällt uns auf, dass viele, weiße VW-Käfer unterwegs sind, das sind die Taxis der Stadt. Nach etwa 15 Minuten erreichen wir den Hauptplatz, den Plaza Borda. Wir sehen einen bunt beleuchten Pavillon mit einer modern gestalteten Weihnachtskrippe, die Mitte des Platzes ist voller roter Weihnachtssterne, die zu einem einzigen, großen Stern zusammenwachsen.
Unser Restaurant befindet sich in einem Gebäude direkt gegenüber der Kathedrale Santa Prisca wir sitzen an einem Tisch auf der Terrasse im Freien, die Lage ist traumhaft schön, wir blicken über den gesamten Platz und auf die umliegenden Dächer und Berge von Taxco. Zum Feiern erhalten wir große, spitze Hüte mit der Aufschrift " Feliz Año Nuevo" und Decken zum Umhängen, weil es am Abend doch kälter wird. Es ist so lustig und Luis sieht aus wie ein Zauberer aus einem Märchen. Den Abend wollen wir zu viert verbringen, wir warten noch auf Paris, den Freund von Luis und freuen uns, als er endlich eintrifft. Die Kellner beginnen, das Menü zu servieren und die Musiker unterhalten uns mit Livemusik. Paris spricht nur spanisch, aber mit Hilfe von Luis können wir uns gut unterhalten und haben viel Spaß. Es gibt immer wieder einen Grund, zu lachen und miteinander anzustoßen. Die Kulisse ist so einmalig, dass ich hoffe, das Ganze nicht nur zu träumen. In Mexiko gibt es zum Jahreswechsel einen besonderen Brauch. In den letzten 12 Sekunden des Jahres mit den Glockenschlägen der Turmuhr muss man es schaffen, 12 Weintrauben zu essen, für jeden Monat eine, das bringt Glück. Ich will das unbedingt richtig machen und stecke schnell alle 12 Weintrauben auf einmal in den Mund, kaue kurz, schlucke sie auf einmal herunter und bin in 5 Sekunden fertig. Das wird bestimmt ein Superjahr. Dann beginnt ein großes Feuerwerk, wir stehen auf der Terrasse unter tausend bunten Lichtern, die zum Nachthimmel aufsteigen und sich zu Blumen, Sternen und Mustern formen und dann verglühen.
Weit nach Mitternacht steigen wir in einen weißen Käfer und fahren zurück zum Hotel, ich stehe noch eine Weile auf dem Balkon und lausche den Rhythmen stimmungsvoller Musik , dieser Jahreswechsel hat alle meine Erwartungen übertroffen.
01.01.2015
Am Neujahrsmorgen erstrahlt Taxco ganz in weiß am dunkelgrünen Berghang und die rosaroten Türme der Santa Prisca überragen die Stadt. Wir fahren mit einem VW-Käfer die steilen Straßen nach oben bis zu einem Aussichtspunkt. Dort steht auf einem Sockel die 20 Meter hohe Statue von Christus mit ausgestreckten Armen und wir haben im Sonnenschein einen sehr schönen Panoramablick auf die umliegenden Berge und die roten Dächer der Stadt. Nach einem ausgiebigen Stadtbummel geht unsere Fahrt gegen Mittag weiter und wir sind ab heute zusammen mit Paris zu viert unterwegs.
Nicht weit von Taxco machen wir den ersten Stopp und besichtigen die Tropfsteinhöhle " Grutas de Cacahuamilpa" und laufen durch verschiedene Säle, die sehr hoch und breit sind. Die Tropfsteinformationen wecken meine Fantasie und ich sehe die Hexe Baba Jaga, Golumb, das Schloss von Dracula und vieles andere mehr und dann kommen wir wieder im Hellen an.
Die weitere Fahrtstrecke führt teilweise durch eine Landschaft, die unserer Heimat ähnlich ist, wir staunen, als uns Autos mit Schneemännern auf der Motorhaube entgegenkommen und Luis zeigt uns den schneebedeckten 4680 Meter hohen Vulkan Xinantecatl. Bei dem Versuch, diesen Namen richtig auszusprechen, brauchen wir mehrere Versuche, die Sprache der Azteken, Nahuatl ist nicht so einfach.
Unser Ziel ist die Stadt Valle de Bravo, die an einem großen See liegt. In der Nähe befindet sich das Naturschutzgebiet der Schmetterlinge, das wir am nächsten Tag besuchen wollen. Unser Hotel liegt etwas oberhalb der Stadt umgeben von Wald und einer sehr schönen Parkanlage. Im Zimmer gibt es einen offenen Kamin und wir bekommen Holz zum Heizen. Wir nutzen das vor dem Schlafengehen, am Abend ist es hier doch sehr viel kälter. Der Schein des Feuers und das Knistern des Holzes bringen uns sofort Behaglichkeit und Wärme.
02.01.2015
Wir fahren in das Schutzgebiet der Schmetterlinge nach El Rosario und schauen uns zunächst einen Film über die Monarchfalter an. Die orange-schwarzen Falter kommen aus Kanada und dem Norden Amerikas , sie fliegen einen Monat lang täglich eine Strecke von bis zu 300 Kilometern und erreichen Anfang November die Wälder von Zentralmexiko, um hier zu überwintern , sich zu paaren und im März wieder zurückzufliegen. Der Film ist sehr beeindruckend, wir sehen, wie die Schmetterlinge in großen Gruppen hier eintreffen und sich auf den Bäumen niederlassen. Wir sind gespannt, ob es möglich ist, dieses Naturschauspiel auch heute zu beobachten. Dazu müssen wir zunächst eine Strecke von etwa 3 Kilometern Aufstieg bewältigen. Ein junger Mann aus dem Dorf führt uns durch den Wald, es ist ein Weg, der über viele Stufen nach oben führt und nicht verlassen werden darf.
Auf großen Schautafeln wird der Kreislauf des Lebens der Monarchfalter erklärt. Jürgen hat für einen Teil der Strecke eine bequemere Art der Fortbewegung gewählt, er reitet auf einem Pferd nach oben, der Aufstieg auf die Höhe von etwa 3000 Metern ist dadurch nicht so kraftraubend. Vereinzelte Schmetterlinge können wir schon beobachten, ehe wir am Ende des Weges ankommen, hier müssen wir ganz still sein und warten. Es scheint so, als ob die Zweige der Tannen, Fichten und Pinien orangene Blüten tragen. Aber nur wenige Falter schwärmen heute vor dem dunkelblauen Himmel in der Sonne. Es ist trotzdem sehr bewegend und berührt mich. Für einen kurzen Augenblick teile ich den Glauben der Menschen hier, dass mit diesen Schmetterlingen auch die Seelen ihrer Verstorbenen zurückkehren.
Warum fliegen die Falter so eine große Strecke, nehmen diese Strapazen auf sich? Trotz aller wissenschaftlichen Erklärungen wird das ein Rätsel bleiben. Ich weiß nur, dass wir diesen Kreislauf nicht gefährden dürfen, es wäre das schlimmste, wenn Millionen Schmetterlinge hier eintreffen und nicht mehr genug Platz auf den Bäumen finden. Das Wunder des Lebens muss erhalten bleiben.
Am Nachmittag erreichen wir die Stadt Morelia, sie ist die Hauptstadt des Bundesstaates Michoacán, das Zentrum der Stadt gehört zum UNESCO- Weltkulturerbe. Die Stadt hieß früher Valladolid und wurde zu Ehren des Freiheitshelden José Maria Morelos, der hier geboren ist, in Morelia umbenannt. Wir laufen durch die Straßen der Altstadt und bewundern die prächtigen Kolonialbauten aus rosa Sandstein und rotem Naturstein, die zum größten Teil im 17. und 18. Jahrhundert gebaut wurden, Luis erklärt uns ihre Bedeutung und wir beginnen am " Templo de las Rosas " , einem früheren Nonnenkloster mit dem typischen Doppelportal und laufen weiter zum " Palacio Clavijero ", Teil einer ehemaligen Klosteranlage der Jesuiten. Weiter geht es zum "Colegio de San Nicolás ", eine im 16. Jahrhundert gegründete Ausbildungsstätte. Im Innenhof steht eine Statue von Porfidio Diaz und wir staunen über die ungewöhnlichen Aula-Namen, wie Karl Marx, V. I. Lenin, Albert Einstein.
Vor der Kathedrale biegen wir nach rechts ab und überqueren den "Plaza de Armas ", auf dem eine Weihnachtskrippe, Heiligen- und Teufelsfiguren aufgebaut sind und kommen in einer belebten Straße mit Blick zur Kirche San Augustin an. Hier machen wir Pause, trinken Kaffee und beobachten, wie junge Leute bei Hip-Hop Musik Figuren des Breakdance darbieten, im Eingang eines Lokals lacht uns Crinch mit seinem grünen Gesicht und der roten Weihnachtsmütze an und auf der gegenüberliegenden Straßenseite kommt doch wirklich ein Minion angelaufen, wir schießen lustige Fotos und dabei wird es langsam dunkel. Auf dem Rückweg werfen wir noch einen Blick in das Geburtshaus von Morelos, schauen uns die Bilder von ihm an, das typische äußerliche Merkmal von ihm war sein Kopftuch. Die Türme der Kathedrale erstrahlen im Lichterschein, über einem großen, geschmückten Weihnachtsbaum leuchtet der Mond und wir müssen uns von Morelia verabschieden.
Unser nächstes Ziel ist die Kleinstadt Patzcuaro, die zu den Pueblos Magicos , den magischen Orten, gehört. Schon unser Hotel Mision wirkt geheimnisvoll. Als wir es betreten gelangen wir von der Stadt in die Stadt, der Hotelflur ist gestaltet wie eine Straße mit Häusern und die Betten unseres Zimmers stehen nicht wie sonst nebeneinander, sondern in 2 Etagen übereinander. Ich schlafe oben, ein bisschen gruselig ist es schon so allein, aber die alten Geister von Patzcuaro schlafen in dieser Nacht genauso tief wie ich und verpassen es, mich zu besuchen.
03.01.2015
Wir sind beide schon sehr früh munter und entschließen uns zu einem kurzen Spaziergang vor dem Frühstück. Die Wolken hängen tief am Himmel und die Straßenlaternen sind wegen der fehlenden Helligkeit noch an. Ich fühle mich versetzt in eine frühere Zeit, die Häuser sind ein- oder zweigeschossig und in einer Reihe nebeneinander angeordnet. Sie haben große mit Schlössern versehene Holztüren oder offene Torbögen als Eingang und in den oberen Etagen sieht man Fenster mit schmalen Balkonen und hohen, schmiedeeisernen Balkongeländern. Auf einem großen Platz werden die ersten Marktstände aufgebaut und aus einer Kirche ertönt Musik. Die Stadt wirkt mystisch und ursprünglich, so als hätte sie sich über die Jahrhunderte nicht verändert.
Nach dem Frühstück besichtigen wir das ehemalige Kloster, das Haus mit den 11 Innenhöfen. Hier gibt es kleine Läden mit Kunsthandwerk, besonders schön ist ein Innenhof mit großen Torbögen und einem Brunnen in der Mitte, viel Spaß haben wir beim Fotografieren des runden Fensters eines alten Badehauses. Von Luis erfahren wir, dass es 2 Plätze in der Stadt gibt, die nach bedeutenden Personen benannt wurden, den Plaza Vasco de Quiroga , dem Wohltäter der Stadt und der Plaza Gertrudis Bocanegra, einer Freiheitskämpferin. Sehenswert sind weiterhin die barocke Kirche " Templo del Sagrario " mit der ursprünglichen Fassade und die Basilica de Nuestra Señora de la Salud, vor der viele Marktstände aufgebaut sind.
Nach dem Stadtrundgang fahren wir zum Patzcuarosee, Mexikos wohl schönstem See, der sich auf fast 20 km Länge zwischen bewaldeten Bergen und erloschenen Vulkanen ausdehnt. Auf dem See gibt es 5 kleine Inseln, Janitzio, Pacanda, Tecuena, La Tecuanita , Yunuén, und Jarácuara .
Mit einem Boot fahren wir etwa 30 Minuten zunächst zur Insel Janitzio, die in der Mitte des Sees liegt. Schon von weitem kann man die Statue von José Maria Morelos mit dem in die Höhe gestreckten Arm und der Faust erkennen.
Luis erzählt uns, dass der Dia de los Muertos hier besonders eindrucksvoll gefeiert wird. Die ganze Nacht hindurch sind singende Menschen in mit Kerzen und Blumen geschmückten Booten zwischen Pátzcuaro und den Inseln unterwegs.
Die Bootsfahrt zur Insel ist etwas ganz besonderes, wir sitzen zwischen den Mexikanern, Musiker unterhalten uns mit Livemusik und wir schauen auf die wunderschöne Landschaft am Ufer.
An der Anlegestelle von Janitzio steigen wir nicht wie alle anderen aus, sondern fahren weiter zur Insel Yunuén. Vom Ufer der Insel laufen wir einen Weg leicht bergauf, der von Bäumen und blühenden Sträuchern gesäumt ist und an einem Friedhof vorbeiführt. Ehe wir die ersten Häuser der Inselbewohner erreichen, kommen uns Kinder entgegengelaufen. Das ist für uns ein sehr glücklicher Moment, sie begrüßen uns mit Blumen und erlauben mir, ein Foto zu machen. Wir erreichen die Kirche, setzen uns auf eine Bank unter die hohen Bäumen und entspannen in der Schönheit und Ruhe der Natur. Es ist so, als wären wir in einer anderen Welt angekommen und für mich wird dieses Erlebnis unvergesslich bleiben.
Nach der Bootsfahrt geht es für uns weiter nach Guanajuato.
Das ist die Heimatstadt von Paris, er freut sich schon darauf, uns die Stadt zu zeigen und seine Familie und Freunde vorzustellen.
Die Fahrt in das Zentrum von Guanajuato ist sehr abenteuerlich, wir tauchen ein in ein Labyrinth von Gängen unter der Stadt und fahren durch teilweise sehr schmale und dunkle Tunnel. Von Luis erfahren wir, dass die früheren Stollen der Silberbergwerke genutzt werden, um den Verkehr in der Stadt zu entlasten. Wir erfahren weiterhin, dass Guanajuato und die umliegenden Bergwerke zum Weltkulturerbe gehören und die Stadt durch die Silbervorkommen eine der reichsten und wohlhabendsten Städte Mexikos war.
So erreichen wir unser Hotel " Boutique 1850" und treffen uns zum Abendessen in der Gaststätte " Casa Valadez" in unmittelbarer Nähe. Wir lernen Angie, die Schwester von Paris, kennen und können uns gut mit ihr unterhalten, sie hat in Leipzig auf der Volkshochschule ein halbes Jahr Deutsch gelernt.
Aber der Abend soll noch viele Überraschungen für uns bereithalten.
In Guanajuato gibt es einen besonderen Brauch mit dem Namen " Callejoneada" . Vor der Kirche San Diego sind schon viele Menschen versammelt und wir setzen uns mit auf die Stufen und schon geht‘s los. Studenten der Universität in Kostümen aus dem 17. Jahrhundert beginnen mit einer Darbietung aus Schauspiel und Gesang, dabei erzählen lautstark lustigen Balladen und Legenden, danach geht es weiter mit einem Umzug durch die engen, steilen und kurvenreichen Gassen der Stadt mit volkstümlichen Liedern und Musik und Pausen zum Trinken. Luis hat uns dafür 2 kleine Keramikkrüge besorgt und wir bekommen Wein eingeschenkt. Es ist sehr gesellig und wir haben Spaß beim Mitsingen und Schunkeln. Aber bis zum Schluss können wir nicht bleiben, wir wollen noch Cesar, einen Freund von Paris besuchen.
Im Haus des Freundes werden wir von den Eltern von Cesar sehr herzlich begrüßt. Wir wissen schon, dass es zu Weihnachten in Mexiko Brauch ist, eine Weihnachtskrippe in der Wohnung aufzubauen, vergleichbar mit dem Aufstellen des Weihnachtsbaumes bei uns.
Wir betreten ein Zimmer und sind erst mal sprachlos, nicht nur die Weihnachtsgeschichte ist hier dargestellt, sondern in diesem Raum sind die Biblischen Geschichten des Alten und Neuen Testaments lebendig geworden. Ich erkenne viele Details, sowohl die Landschaften als auch die Figuren sind mit sehr viel handwerklichem Geschick und einfachen Materialien wie Papier, Pappmache, Stoff, Wolle, Farbe detailgetreu nachgestaltet und auf umlaufenden Tischen und Regalen in ihrer Handlung angeordnet. Beeindruckend ist auch die Beleuchtung mit winzig kleinen Lichtern. Die Mutter von Cesar ist die Frau, die dieses Kunstwerk geschaffen hat, sie macht das jedes Jahr neu und beginnt bereits im Sommer mit den Arbeiten. Es ist eine lange Tradition der Familie, sie hat das Handwerk von ihren Eltern erlernt. Ich traue mich nicht zu fotografieren und wir versuchen, unsere Bewunderung und Begeisterung mit Worten in einem Besucherbuch auszudrücken.
Wir verbringen noch ein bisschen Zeit mit der Familie im Garten des Hauses, bevor der lange Tag für uns zu Ende geht und wir uns verabschieden.
04.01.2015
Nach einem ausgiebigen Frühstück, auch die Eltern von Paris sind gekommen, beginnen wir unseren Stadtrundgang. Die Stadt ist wunderschön, auffallend sind die bunten Fassaden der Häuser, die engen, gepflasterten Straßen mit den Kaffes und kleinen Geschäften und die romantischen Plätze mit Brunnen und Herrenhäusern.
Genau gegenüber vom Casa Valadez steht das Teatro Benito Juárez , ein bemerkenswerter Bau mit hohen, runden Säulen am Eingang und den Skulpturen der Musen an der Spitze der Fassade , ähnlich wie ein griechischer Tempel.
Wir laufen durch die Straßen, vorbei an einem schönen Brunnen und gelangen zur Universität. Das beeindruckende Gebäude aus weißem Stein mit seiner langen Freitreppe ist eine Pause wert, wir machen Fotos und fühlen uns dabei wie die ehemaligen Studenten der Stadt.
Der Weg führt weiter zum Geburtshaus von Diego Rivera, dem berühmten mexikanischen Maler und Ehemann von Frida Kahlo. Er wurde 1886 hier geboren und ich bin ein großer Bewunderer seiner Werke und fühle mich von seinen Bildern angesprochen.
Nach der Besichtigung des Hauses gelangen wir durch eine sehr schmale Straße zu einem auffallend großem und hohem Gebäude, der historischen " Alhóndiga de Granaditas". Luis erzählt, dass dieses Gebäude schon viele Funktionen hatte, es war Kornspeicher, Gefängnis, Schule und ist jetzt das Museum Regional. Hier wurde 1810 ein erster Sieg im Freiheitskampf errungen, aber nach den Niederlagen im Jahr darauf wurden vier führende Freiheitskämpfer, darunter Hidalgo und Allende hingerichtet und ihre Köpfe zur Mahnung an den Ecken dieses Hauses aufgehängt.
Vorbei am Eingang zu den Hallen des "Mercado Hidalgo" laufen wir weiter zum Platz " San Roque" vor der gleichnamigen Kirche. Hier ist eine Freilichtbühne in einer herrlichen Kulisse aufgebaut, um die Ecke entdecken wir eine Skulptur mit dem Namen "Enrique Ruelas Espinosa". Luis erklärt uns, dass er Gründer und Direktor des Universitäts-Theaters war und mit seinen traditionellen Aufführungen auf diesem Platz eine so große Aufmerksamkeit erlangt hat, dass Guanajuato als Austragungsort des Internationalen Cervantes-Festivals ausgewählt wurde. Dieses Festival findet seit dem Jahr 1972 jährlich im Oktober statt.
Wir kommen in der wohl engsten Gasse von Guanajuato der " Callejón del Beso" an, dort stehen die Häuser so nah aneinander, dass nur eine ganz schmale Treppe zwischen ihnen hindurch führt. Luis erzählt uns eine Legende dazu und den Aberglauben, der daraus entstanden ist. Wenn man sich auf der dritten Treppenstufe küsst, dann bedeutet das ewiges Glück und Liebe.
Die Legende ist der Geschichte von Romeo und Julia sehr ähnlich und ich vergleiche in Gedanken das Haus von Julia in der italienischen Stadt Verona mit den Häusern hier. Wir lassen es uns natürlich nicht nehmen, mit einem Kuss unserem Glück ein wenig nachzuhelfen.
Weiter geht es danach nicht zu Fuß, sondern wir schweben mit einer Seilbahn nach oben auf einen Aussichtspunkt mit dem Denkmal von Pipila, einem Freiheitskämpfer.
Der Blick auf die Stadt ist einmalig, begrenzt von den hohen, braunen Bergen wirkt Guanajuato wie eine Märchenstadt mit tausend bunten Farbtupfern.
Und an diesem Tag sollen noch mehr Höhepunkte folgen. Unser nächstes Ziel ist das Mumienmuseum. Die Mumien, die hier ausgestellt sind, wurden Ende des 19. Jahrhunderts bei Friedhofsarbeiten zufällig entdeckt, ihre Mumifizierung erfolgte durch die mineralhaltigen Erde und die Trockenheit auf natürliche Weise.
Bevor wir den Eingang erreichen, müssen wir sehr lange anstehen. Mir fällt auf, wie gelassen die Menschen damit umgehen, keiner drängelt, keiner schimpft, es sind viele junge Familien unterwegs, die Kinder lachen, ich genieße diese besondere Atmosphäre und bewundere die Mexikaner.
Es ist sehr erstaunlich, wie gut erhalten die Mumien sind, ausgestellt in großen Glaskästen und teilweise noch bekleidet sieht man Männer, Frauen, Kinder.
Ich merke wieder, dass die Mexikaner ganz anders mit dem Tod umgehen als wir, hier ist der Tod kein Tabu-Thema. Als ich die ersten Babys in den Schaukästen sehe, muss ich schlucken, packe schnell meinen Fotoapparat ein und bin bestürzt. Aber warum eigentlich? Das Leben ist doch so, dass auch Kinder und junge Menschen sterben und danach auf einem Friedhof beerdigt werden. Schnell bringen mich Luis und Paris auf andere Gedanken. Paris überrascht uns mit einer ganz besonderen Spezialität, wir essen belegte Brötchen mit frittierter Schweineschwarte, Salatblättern, Tomate und scharfer Soße, es ist sehr lecker. Danach werfen wir noch einen kurzen Blick auf die Kulisse des Teatro Cervantes, aus dem Wald kommen Don Quichotte und Sancho Pansa geritten.
05.01.2015
Am nächsten Morgen muss ich sehr darüber lachen, wir können das Zimmer natürlich problemlos verlassen.
Die Stadt schläft noch, als wir uns mit Luis und Paris vor dem Hotel treffen und es ist an diesem Morgen sehr kalt.
Zusammen machen wir einen Spaziergang, vom Hotel laufen wir zum Plaza Allende. Auffallend schön sind die Formen der geschnittenen Lorbeerbäume und der Pavillon in der Mitte des Platzes, der zu einer Weihnachtskrippe umgestaltet ist. An einer Ecke steht das Geburtshaus von Ignacio Allende, barock verziert mit seiner Statue ganz in weiß. Wir laufen weiter zur Kirche Parroquia de San Miguel, ungewöhnlich ist die umgebaute Fassade im neugotischen Stil. Wir drehen eine Runde durch die Gassen mit den schönen Kolonialhäusern und sind froh, als die ersten Lokale öffnen. Der Kaffee wärmt schnell auf und dazu gibt es noch eine Überraschung. Wir essen einen Kranzkuchen, Rosca de Reyes, der so nur zum Dreikönigstag gebacken wird. In dem Kranzkuchen sind mehrere, kleine Püppchen, die das Jesuskind symbolisieren, versteckt. Derjenige, der eine Figur findet, muss laut Tradition am 02. Februar für alle Gäste nochmal ein Fest ausrichten. So gestärkt setzen wir unseren Spaziergang fort und lauschen den Erzählungen von Luis.
Die Stadt steht vollständig unter Denkmalschutz und ist ein Zentrum der Kultur vor allem auf den Gebieten Malerei, Bildhauerei, Musik, Literatur und Schauspiel. Viele Ausländer, darunter Künstler und Kunstliebhaber haben ihren ständigen Wohnsitz hier.
Dann müssen wir leider Abschied von Guanajuato nehmen, denn unsere Fahrt geht weiter in die Stadt San Miguel de Allende.
Als wir dort unser Zimmer im "Casa Chiquita " betreten und ich die ausgeflippte Dekoration sehe , eine vergitterte Zimmertür mit Schloss, ein Vogelkäfig über dem Bett, ein Stück unverputzte, gemauerte Backsteinwand hinter dem Bett, ein gelbes Kissen mit Hundekopf, da kommt mir ein seltsamer Gedanke. Ich bin mir sicher, so muss das Hotelzimmer aus dem Eagles Song " Hotel California" ausgesehen haben. Man geht hinein, aber kommt nie wieder heraus und der Vollmond in dieser Nacht passt wunderbar dazu.
Wir gelangen zu einer der vielen Kirchen, der Nuestra Señora de la Salud , und bewundern den von einer riesigen Muschel überwölbten Eingang.
Auf dem Rückweg zum Hotel wecken die zwischen den Häusern an bunten Kordeln aufgehängten Lampions mein Interesse. Luis kann meine Frage dazu schnell beantworten, das ist einfach nur Weihnachtsschmuck.
Von einem Aussichtspunkt aus werfen wir einen letzten Blick auf die Stadt. Sie erstreckt sich in einem Tal, die Farben rot und rosa bestimmen das Stadtbild und die gotischen Türme der Parroquia de San Miguel überragen alles.
Unser nächstes Ziel ist die Stadt Queretaro, deren Zentrum ebenfalls zum Weltkulturerbe gehört und die Schauplatz vieler historischer Ereignisse war. Hier war die erste Zusammenkunft der Verschwörer um Hidalgo, die zur Unabhängigkeit Mexikos führte, hier wurde Kaiser Maximilian hingerichtet und hier wurde die heute noch gültige Verfassung Mexikos niedergeschrieben.
Wir beginnen unsere Besichtigung am " Cerro de las Companas".
Der Hügel auf dem Kaiser Maximilian 1867 hingerichtet wurde, ist jetzt ein sehr schön angelegter Stadtpark. Eine Treppe führt zu der kleinen Kapelle, im Innenraum ist die Stelle der Hinrichtung mit einer Marmorplatte markiert.
Wir fahren danach zum historische Zentrum der Stadt, auf dem Weg zum Plaza de Armas erzählt uns Luis über die Präsidenten von Mexiko, über ihre Bestechlichkeit ,die wirtschaftlichen Probleme des Landes und die Macht der Drogenkartelle. Mit dem Präsidenten Enrique Peña Nieto ist seit 2012 eine Partei an der Macht, die dem Betrug und der Korruption keinen Einhalt bietet, sondern Nutznießer davon ist. Über den neuen Präsidenten und seine Frau, eine Schauspielerin, verliert er keine guten Worte und spricht davon, wie machtlos die mexikanische Bevölkerung dagegen ist. So erfahren wir viele Dinge, die nicht in Geschichtsbüchern oder Reiseführern zu finden sind.
Wir laufen über den Platz, vorbei am Brunnen mit der Statue von Marques und machen eine ausgiebige Mittagspause auf der Terrasse des " Chucho el Roto" mit Blick direkt zum Platz. Die Kellner haben Hüte in den Farben der Nationalflagge auf und ein Gitarrenspieler spielt bekannte Rockmusik, wir genießen die entspannte Atmosphäre und lassen uns das sehr gute Essen schmecken.
Weiter geht es durch die Straßen mit den Gebäuden im Barrockstil, wir kommen vorbei am Neptunbrunnen und der Kirche Santa Clara und spazieren durch die Baumallee des Jardin Guerrero.
Dann schauen wir auf das eindrucksvolle Aquädukt mit den über 70 gemauerten Bögen. In einer Höhe von etwa 30 Metern läuft das Wasser aus einer 2 km entfernten Quelle durch den Wasserkanal in die Stadt. Diese Wasserversorgungsanlage wurde 1726 in einer Bauzeit von 12 Jahren errichtet und ist auch heute noch wasserführend.
Unsere Unterkunft für diese Nacht, die " Hacianda Jurica", ist ein alter Landsitz aus dem 17. Jahrhundert und liegt etwas außerhalb der Stadt. Es ist eine wunderschöne, historische Anlage. Wir betreten das Hotel und können uns nicht sattsehen. Es gibt mehrere Innenhöfe mit Torbögen, Antiquitäten, einer Bibliothek, Blumen und Pflanzen. Der Weg zum Zimmer führt über einen großen, weihnachtlich geschmückten Innenhof, Lampions sind aufgehängt, um einen Brunnen sind Tische mit langen, weißen Tischdecke im Viereck aufgebaut, darauf liegt ein mehrere Meter langer Kranzkuchen. Viele Kinder sind schon versammelt, die Feier zum Dreikönigstag steht kurz bevor. Was haben wir für ein Glück, wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt hier eingetroffen und können daran teilnehmen.
Wir lassen uns den heißen Kakao und den süßen Rosca de Reyes schmecken. Es ist dunkel geworden und die Kinder umringen Caspar, Melchior und Balthasar, singen Lieder,es gibt eine Tombola und Preise für diejenigen, die im Kuchen ein Püppchen gefunden haben. In Mexiko ist es Brauch, dass die Kinder ihre Geschenke erst am Dreikönigstag, am 06.01. erhalten.
Heute ist unser letzter gemeinsamer Abend, mit Luis und Paris nehmen wir noch einen Drink an der Bar, unterhalten uns über vieles und Luis stellt uns eine Frage.
Was war das schönste Erlebnis für euch, wo hat es euch am besten gefallen?
Bilder ziehen an mir vorüber, ich überlege. Waren es die Nacht der Radieschen und der Heilige Abend in Oaxaca oder die Sterne im Dschungel und die Fahrt zur Badebucht oder der Abend in Puerto Escondido und die Farben des versteckten Strandes oder die Silvesternacht und das Erwachen im weiß erstrahlten Taxco oder der Flug der Schmetterlinge und die Kinder mit den Blumen auf der Insel oder der Blick auf die bunte Märchenstadt Guanajuato und der Kuss in der Callejon del Beso oder ist es gerade jetzt, in diesem Moment, ich weiß einfach keine Antwort. Aber eins weiß ich sicher, wir waren nicht Deutsche unter Mexikanern, sondern wir haben gedacht und gefühlt wie Mexikaner und Luis hat uns mit dieser Reise endgültig verzaubert.
06.01.2015
Der letzte Tag ist angebrochen, ich laufe durch die Hotelanlage zum Frühstücksraum, entdecke einen großen Swimmingpool mit Spielplatz. Ich lasse es mir nicht nehmen, einfach so unbeschwert wie ein Kind dort zu schaukeln, ich will nicht an die Rückreise denken.
Gegen Mittag kommen wir in Mexiko-City an, Luis lädt uns zu einem gemeinsamen Essen in seine Wohnung ein. Empfangen werden wir von einer Freundin und den Patenkindern von Luis. Wir bewundern die beleuchtete Weihnachtskrippe aus echten Steinen, Pflanzen, Moos und den handgeschnitzten Figuren. Es gibt als Hauptgericht gefüllte rote Chilischoten mit Walnuss Sauce, das ist ein ganz besonderes traditionelles Gericht, das schon 1910 zur 100jährigen Feier des Unabhängigkeitstages serviert wurde. Dazu gibt es Reis, Kartoffelauflauf, Vorsuppe, Nachtisch und einen trockenen Rotwein, ein richtiges Festessen!!
Wir sitzen alle zusammen an einem runden Tisch, wir gehören einfach dazu und das Essen schmeckt hervorragend. Die Kinder erhalten ihre Weihnachtsgeschenke und wir schreiben unsere Postkarten nach Deutschland.
Dann fahren wir zum Flughafen und verabschieden uns von Luis und Paris, bedanken uns noch einmal ganz herzlich bei Ihnen. Ich kann die Tränen nicht zurückhalten und bin sehr traurig, Jürgen geht es genauso.
Aber ich glaube fest daran, dass wir in Kontakt bleiben und uns auf jeden Fall wiedersehen.
Als das Flugzeug startet, kommt zu den Tränen auch eine neue Hoffnung. Jürgen hat die Klippenspringer von Acapulco noch nicht gesehen und ich war noch nicht auf dem Vulkan Xinantecatl, wenn das kein Grund ist, bald wiederzukommen.
Es bleibt mir also nur noch zu sagen: ¡ Nos vemos en México !
Unseren Reiseleiter Luis Angel Sorroza López haben wir auf einer Rundreise durch den Kupfercanyon kennengelernt.
Er war uns gleich sympathisch und hat uns mit seinem umfangreichen Wissen und einer hervorragenden Organisation beeindruckt. Es ist ihm so gelungen, bleibende Eindrücke von seinem Heimatland zu vermitteln und unser Interesse an weiteren Reisen nach Mexiko zu wecken.
Wir sind mit ihm in Kontakt geblieben und haben unsere folgenden Privatreisen direkt bei ihm gebucht. Er spricht ein perfektes Deutsch, hat einen Abschluss als Mediziner und ist schon über viele Jahre selbständig und als Reiseleiter tätig.
Die Reisen hat er speziell nach unseren Wünschen in einer hohen Qualität geplant, organisiert und durchgeführt.
Wer dieses einmalige Land Mexiko so wie wir erleben möchte, Fragen zur Reise oder zu Mexiko direkt hat, kann über folgenden Link Kontakt aufnehmen:
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Mexico: sorrozalopezdr(at)gmail.com
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